
Zu Besuch bei … Color Fairy
In meinem Maschenrückblick Mai hatte ich es schon kurz erwähnt: Ich war zu Besuch in der Färbeküche der lieben Birgit von Color Fairy – und davon will ich noch berichten!
Die Vorgeschichte: Paulas Wolle
Im letzten Herbst gab es ein CrowdFunding von Paulas Wolle (mehr dazu hier auf deren Homepage), das so richtig durch die Decke ging. Ich fand das Projekt spannend: Wanderschäfer Sven de Vries hatte die schlaue Idee, die Wolle seiner Herde deutscher Merino-Landschafe direkt an die Stricker- und Spinner*innen zu verkaufen. Und zwar in Form von Wolle, Spinnvlies und auch in Form von Decken und Kissen – die komplette Wollernte sollte verarbeitet werden. Super Idee – Wolle von heimischen Schafen, die immer draußen sind und die man über den Instagram-Kanal immer mal wieder beobachten kann? Gern war ich dabei und sicherte mir 600 g.
Bei der Farbauswahl war für mich keine schöne Farbe dabei – so beließ ich es bei ungefärbten Strängen mit dem Plan, diese dann nach meinem Wunsch färben zu lassen. Und hier kommt Color Fairy ins Spiel:
Birgit „kenne“ ich als Handfärberin über mein Projekt Loni-Cardigan, das ich aus deutscher Merinowolle von Grosse Wolle entworfen habe (hier geht es zur Anleitung auf Ravelry). Sie war Teil der Handdyer Allstars, und ihre Färbungen gefielen mir sehr. Als ich herausfand, dass sie auch gar nicht weit von mir entfernt wohnt, haben wir uns verabredet, um gemeinsam die Wolle zu färben.
In der Färbeküche von Color Fairy
Birgit wohnt total schön auf einem Bauernhofgelände – mitten auf dem Land, aber ganz dicht an Hamburg. Rund um die Färbeküche ist ganz viel Platz für ihre zweite Leidenschaft: ihre Pferde und Hunde.
Ich war total neugierig, wie das so geht mit dem Färben von Wolle. Meine Stränge musste ich Birgit vorab schon zuschicken, damit sie sie vorbereiten konnte – die Stränge wurden eingeweicht und in Essigwasser gebeizt. Ich bin also quasi erst zum zweiten Schritt dazu gekommen.

Erst einmal habe ich mich in Birgits Showroom umgeschaut, um mir meine Lieblingsfarbe auszusuchen. Ursprünglich war ich auf Blau gepolt – aber als ich dann ein umwerfendes gesprenkeltes Rot auf Merinowolle sah, war klar: Das soll es sein.
Was ich nicht ahnen konnte: Rotes Garn zu färben ist offenbar aufwändiger als andere Farben. Und gespeckeltes Rot noch einmal mehr. Und so ergaben sich viele viele spannende Farbvorgänge.
Dabei haben wir drei verschiedene Rottöne verwendet und diese nacheinander in Streifen auf die Wollstränge aufgebracht.
Zwischen den Färbevorgängen muss die Farbe ins Garn einwirken – und auch das ist bei Rottönen langwieriger als bei anderen Farben.
Aber wir hatten ja Zeit.
Zum Beispiel, um mit den beiden Hunden die kleine Pferdeherde zu besuchen, die eine fürstliche Unterkunft bewohnt: Offenstall, Spielplatz, Reitplatz und daran angeschlossen Koppel an Koppel. Ein wahrer Traum! Ihr merkt vielleicht: Ich bin auch ein Pferdefan und daher ein kleines bisschen vom Fach. Das Besondere an Birgits Herde: Es sind alles Senioren um die 20, aber alle vier sind noch echt gut in Schuss und sehr neugierig (besonders, wenn es Äpfel zu verteilen gibt). Und zwei der Pferde sind blind. Das war wirklich erstaunlich – zu sehen, wie diese beiden Tiere den Sehsinn durch andere Sinne ersetzt haben und sich ganz souverän in dem großen Gelände bewegten. Ich fand das sehr beeindruckend, und habe die ganze Bande in mein Herz geschlossen.
Die Philosophie von ColorFairy: Tierwohl
Birgit färbt schon seit vielen Jahren, und – wie es sicherlich vielen von uns geht – mit der Zeit kamen ihr die Gedanken über die Herkunft ihrer Fasern und die Haltungsbedingungen der Tiere, die die Fasern liefern. In ihrem Shop kennzeichnet sie besonders nachhaltig hergestellte Fasern als „Tierwohl“-Garne und versichert, deren Herkunft nach Kräften über die Hersteller geprüft zu haben.
Seide färbt sie deshalb nicht, denn bei der Gewinnung der Seidenfasern sterben die Seidenraupen. Aber es finden sich viele andere Fasern in ihrem Shop und ihrem Showroom.

Birgit mag es bunt und knallig – aber es finden sich auch dezentere Färbungen – mehrfarbig oder auch uni oder semi-solid. Für jeden ist etwas dabei.
Auch selbst genähte Projekttaschen in verschiedenen Größen finden sich – man kann sich bei einem Einkauf vor Ort quasi die Einkaufstasche dazukaufen *lach*
Außerdem sprüht Birgit vor Ideen – seid gespannt, was sich in ihrem Shop noch tun wird. Ich darf es leider nicht verraten, aber es sind ein paar tolle Ideen rund ums Thema „Socken stricken“ in der Umsetzung.
Inzwischen gibt es hin und wieder auch Events bei ihr zu Hause – schaut immer mal auf ihrer Seite oder bei Instagram vorbei, da findet ihr die Termine.
Rote Wolle by Color Fairy
Tatsächlich haben wir es nicht geschafft, meine Stränge gemeinsam zu Ende zu färben. Sie weichten noch mehrere Tage im Färbebad und bekamen immer mal wieder neue Pigmente verpasst. Schließlich wurden sie noch ausgespült und nach dem Trocknen liebevoll verpackt und mit einem Lavendelsäckchen versehen an mich geschickt:

Ob ich zufrieden bin? Aber klar. Sehr! Das Rot ist zwar etwas anders ausgefallen als das der Stränge, in die ich mich im Showroom verliebt hatte, aber es ist wunderbar! Leuchtend, intensiv und es variiert von Erdbeerrot zu einem Purpurton – perfekt!
Hier noch einmal in einem anderen Licht fotografiert:

Wolle färben: kein Hobby für mich
Ich bin total dankbar, dass ich Birgit einmal über die Schulter schauen durfte beim Färben. In den vergangenen Monaten habe ich einige Instagrammerinnen beim Färben „beobachtet“ und mit dem Gedanken gespielt, das auch einmal auszuprobieren.
Nun weiß ich: Solch ein Hobby kann ich mir neben Vollzeitjob, Haus, Garten und meinen bisherigen Hobbies, dem Nähen und Stricken, einfach nicht leisten. Denn Färben ist nicht nur eine echte Wissenschaft für sich, sondern es erfordert neben der Fachkenntnis auch und vor allen Dingen Zeit.
Umso mehr freue ich mich aber, dass es so viele motivierte, engagierte Färber*innen gibt, die sich die Zeit nehmen, die Expertise haben und so wunderbare Farbkreationen auf Garne zaubern, mit denen ich dann wiederum wunderschöne Sachen stricken kann.
Ist doch eine tolle Erkenntnis, findet ihr nicht?
Und erzählt doch mal – habt ihr schon mal Wolle gefärbt, oder würdet es gern mal ausprobieren?
Verlinkt zu creativsalat – Ein kleiner Blog – Lieblingsstücke – Caros Fummeley – Stricklust
Ein toller Bericht und ein wunderschönes Ergebnis. Ich konnte dir deine Wolle sofort klauen. Mach ich aber nicht😉
Nein, selbst gefärbt habe ich noch nie. Da geht es mir wie dir, mir fehlt die Zeit dazu.
Aber ich liebe Handgefärbte Wolle und ab und zu gönne ich mir den einen oder anderen Stang. Liebe Grüße, Marita
Danke, liebe Marita,
neeeeneeeeneee, meine Stränge geb ich nicht her. Aber Birgit färbt dir bestimmt welche 😉
Viele Grüße
Sandra
Ganz meine Meinung, ich bin selbst Färberin, das macht sich nicht so nebenbei.
Mein Etsy Shop heißt: PetrasWolltraeume
Liebe Grüße
Petra
Vielen Dank, Petra – leider ist es ja im (Kunst-)Handwerks- und Handarbeitsbereich oft so, dass Laien denken, ach, das ist doch bloß ein Hobby, das macht sich nebenher. Und es ist wie du sagst – auch das Hobby benötigt Zeit, wenn ein gutes Ergebnis erzielt werden will. Mit diesem Fehldenken sollte aufgeräumt werden – das war einer der Gedanken, aufgrund derer ich den Post geschrieben habe.
Viele Grüße
Sandra