Buchrezension: Doubleface-Tücher in Runden stricken

Buchrezension: Doubleface-Tücher in Runden stricken

15. September 2020 3 Von FrauSonnenburg

Heute habe ich wieder eine Buchrezension für euch: Das neue Buch „Doubleface-Tücher in Runden stricken“ (* affiliate Link) von Andrea Brauneis ist Ende August im EMF-Verlag erschienen.

Werbung: Das Buch wurde mir kostenlos als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Beitrag enthält Werbelinks, die mit * gekennzeichnet sind.

Vor kurzem habe ich euch Andrea im Bloginterview vorgestellt und freue mich jetzt, euch nach der Rezension für „Tücher stricken in Runden„(*) nun auch das neueste Buch zeigen zu können.

Was ist Doubleface?

Doubleface gilt vielen als die Königsklasse der Stricktechniken. Vielleicht sogar noch vor zweifarbigem Brioche. Bis Andrea mich fragte, ob ich für das Buch ein Modell stricken möchte, hatte ich mich noch nie an diese Technik getraut. Da mir Andrea das Projekt zutraute und mir Mut zusprach, stellte ich mich der Challenge.

Nun also – Doubleface! Aber was genau ist das eigentlich?

Doubleface bedeutet wörtlich übersetzt „zwei Gesichter“.

Bei dieser Technik strickt man quasi zwei Projekte in einem, und die jewils rechte Seite liegt außen. Das Strickstück hat also zwei Außenseiten. Und da man mit zwei Farben strickt, die eine Außenseite ist quasi das Negativ des anderen. Faszinierend!

Doubleface - Maschenprobe - Lang Yarns - Nova

Im Buch ist die Technik auf einer Doppelseite erklärt und mit Fotos bebildert. Wer ein bisschen Übung hat im Stricken, und vielleicht auch schon ein, zwei Tücher gestrickt hat, kann sich das Doubleface-Stricken hiermit meiner Meinung nach gut aneignen.

Und warum Doubleface in Runden?

Beim Stricken meiner Maschenprobe entdeckte ich eine Kerneigenschaft der Technik: Man strickt wie gesagt, zwei Vorderseiten gleichzeitig. Das bedeutet, man strickt immer abwechselnd eine Masche der aktuellen Vorderseite in der einen Farbe rechts, anschließend eine Masche der aktuellen Rückseite in der zweiten Farbe links. Strickt man in Reihen, muss man jeweils am Reihenbeginn umdenken: Die Vorderseite wird zur Rückseite, und umgekehrt.

Strickt man das Ganze in Runden, entfällt dieses Problem, denn man strickt immer auf der Vorderseite. Fehler im Muster, die entstehen, weil man gerade die falsche Seite strickt, kommen deshalb nicht vor. Wie praktisch!

Tücher in Runden stricken?

Die meisten von uns denken bei dem Begriff „Tücher stricken“ an ein flach in Hin- und Rückreihen gestricktes Werk.

Allerdings ist ein in Runden gestricktes Tuch doch ein Loop. Wie soll aus einem rund gestrickten Etwas ein zweidimensionales Tuch werden?

Durch Steeken! Kurz gefasst: Alle Modelle aus diesem Buch werden, wie es der Titel verspricht, in der Runde gestrickt und dann aufgeschnitten, also gesteekt. Anschließend wird die Schnittkante versäubert und ggf noch ein Rand um das Tuch herum gearbeitet. Fertig!

Rowan Felted Tweed - Steeken - Sicherungsnaht - Steeking

Viele bekommen Schnappatmung bei dem Gedanken, das mühsam erstellte Strickstück mit einer scharfen Schere entzwei zu schneiden. Doch vor dem Steeken muss man keine Angst haben. Ich selbst habe schon mehrfach gesteekt und finde es eine tolle Technik, die ich hier im Blog auch schon einmal näher erklärt habe. Die einzelnen Schritte sind im Buch auf einer Doppelseite ausführlich beschrieben und mit Fotos illustriert. In den einzelnen Anleitungen finden sich dann Angaben über die individuelle Fertigstellung des Tuchs nach dem Steeken.

Die Modelle im Buch

Wie üblich, gibt es zunächts einen Einleitungsteil im Buch, der sich kurz mit den benötigten Materialien, dem Steeken, Grundlagen der Technik und – ganz wichtig – den in den Anleitungen verwendeten Abkürzungen und Strickschrift-Symbolen befasst. So erhält man einen guten Überblick und Einstieg in das Thema. Ein Grundlagenbuch zum Stricken lernen ist dieses Werk jedoch nicht – man benötigt Kenntnisse in den Grundtechniken. Rechte und linke Maschen, Zunahmen und auch das Aufnehmen und Abketten von Maschen sollte man beherrschen.

Es folgt das, worauf wir alle so gespannt sind: Der Teil mit den Anleitungen!

Wie beim Vorgänger sind auch in diesem Buch 21 Modelle zu finden. Darunter sind nicht nur dreieckige Tücher, sondern auch mehrere rechteckige Stolen bzw Schals und ein Dreieckstuch für Kinder. Es sind einige Anfängermodelle enthalten, bei denen mit einfachen Streifen oder einfachen Farbwechseln gearbeitet wird. Diese sind super geeignet, um die Fadenhaltung und Fadenspannung beim Doubleface-Stricken zu üben. Die schwieregeren Modelle haben zum Beispiel Fair-Isle-Elemente oder ein raffiniertes Leo-Muster wie beim Tuch „Caja“:

Doubleface - Tücher stricken in Runden - Strickzeit - Stola Caja

Zu jeder Anleitung gibt es genaue Angaben zu den verwendeten Garnen und Materialien, fertiger Größe des Tuchs, der Maschenprobe sowie eine kurze Einführung über die verwendeten Muster. Die Anleitungen selbst sind in Runden ausgeschrieben. Ergänzend gibt es separate Strickschriften, sofern nötig. Darüber hinaus ist jede Anleitung mit vielen schönen Fotos des fertigen Tuchs bebildert. Daraus lässt sich in der Regel die auch fertige Form erkennen, so dass ohne weiteres auf Schemazeichnungen verzichtet werden konnte.

Hier habe ich einen kleinen Kritikpunkt, der nichts mit der Qualität oder Verständlichkeit der Anleitungen zu tun hat, sondern mit dem Layout und dem Medium „Buch“.

Lieber EMF-Verlag, ich verstehe, das es für ein Buch festgelegte Gestaltungselemente gibt, die auch einer Corporate Identity entsprechen sollen. Allerdings ist die Schrift recht klein, was besonders bei längeren Anleitungen während des Strickens schwierig wird. Insbesondere für das Nacharbeiten von Anleitungen mit Strickschriften fände ich es sehr sehr hilfreich und nützlich, wenn ein kleines Kärtchen (ähnlich eines Lesezeichens) im Buch enthalten wäre, das die Abkürzungen und Symbole der Strickschriften abbildet. So könnte man sich die aktuelle Anleitung markieren und hätte gleichzeitig die Legende zur Strickschrift jederzeit zur Hand. Denn was wirklich nervt bei der Arbeit mit einem Buch ist zum einen kleine Schrift, zum anderen ständiges Vor- und Zurückblättern.

Diesen Kritikpunkt hatte ich schon bei der Rezension zu „Tücher stricken in Runden“ angebracht. Als eine Form der Lösung gibt es das Buch auch als Kindle E-Book. Leider habe ich keinen E-Book-Reader, daher kann ich über die Lesbarkeit und Handhabe der Anleitung in der E-Book-Version nichts sagen.

Insgesamt gefallen mir die Modelle wieder sehr gut. Ich persönlich mag die grafischen Motive besonders gern – neben Caja sind diese beiden Modelle auf meiner Hitliste:

Tücher stricken in Runden - Doubleface - Strickzeit - Schal Greta

Doubleface - Tücher stricken in Runden - Strickzeit - Stola Relja

Die Models, an denen die Tücher fotografiert wurden, gefallen mir in diesem Buch ebenfalls gut – sie schauen nicht so steril und mit halb geöffnetem Mund drein wie sonst in letzter Zeit üblich, sondern lächeln den Betrachter hin und wieder sogar ganz sympathisch an und erwecken eher den Eindruck, wirklich aus Fleisch und Blut zu sein: gut gemacht!

Mein Modell KATLA

Wie eingangs erwähnt, durfte ich für dieses Buch wieder ein Modell stricken: Katla, ein Dreieckstuch mit einem grafischen Streifenmuster aus der leichtesten Kategorie:

Tücher stricken in Runden - Doubleface - Strickzeit - Tuch Katla

Katla wird gestrickt aus dem Garn Nova von Lang, einem flauschigen Kettgarn mit Merino- und Kamelanteilen. Dank seiner etwas haarigen Oberfläche ist das Garn ideal fürs Steeken!

Katla - Doubleface - Tücher in Runden stricken - Dreieckstuch

Das Garn ist super kuschelig, und da man bei Doubleface ja zwei Schichten strickt, ist Katla mit seinen 160 x 75 cm ein richtig warmes Tuch zum Einkuscheln geworden:

Katla - Doubleface - Tücher in Runden stricken - Dreieckstuch_

Katla gibt es übrigens zu gewinnen – schaut einmal auf meinem Instagram-Kanal vorbei. Die Verlosung dort läuft noch bis zum Samstag, 19.09.2020.

Die Details zum Buch

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