Buchrezension: Islandtücher stricken von Andrea Brauneis

Buchrezension: Islandtücher stricken von Andrea Brauneis

26. Oktober 2021 1 Von FrauSonnenburg

Spezialität der Strickdesignerin Andrea Brauneis (auch bekannt als Strickzeit) sind nordische Techniken und skandinavische Muster. Dies ist auch in Andreas neuem Buch der Fall: „Islandtücher stricken“ heißt es (*affiliate Link) – und ich darf es heute im Blog vorstellen.

Islandtücher stricken- Andrea Brauneis - EMF-Verlag

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Für Andreas Bücher – Tücher in Runden stricken (*) und Doubleface-Tücher in Runden stricken (*) – habe ich die Modelle Fleur und Katla gestrickt. Beide Bücher habe ich auch hier im Blog vorgestellt: Hier und hier könnt ihr die Rezensionen nachlesen. Und auch Andrea selbst könnt ihr auf dem Blog kennen lernen – hier in diesem Bloginterview.

Islandtücher – modern interpretiert

Andrea ist ein großer Skandinavien-Fan und hat ihr Herz verloren an die traditionellen nordischen Stricktechniken und Muster. Für das Buch hat sie diese modern interpretiert.

Zum einen hinsichtlich der verwendeten Garne: Üblicherweise sind skandinavische Strickwaren aus lokaler Schafwolle. Damit sind sie für uns Mitteleuropäer zu rustikal, um sie mit Freude zu verarbeiten und anschließend gar am Hals zu tragen. Viele Modelle sind daher aus edlen Fasern wie Yak, Kaschmir oder Alpaka und damit wunderbar weich und wärmend.

Andrea Brauneis - Islandtücher stricken - Buchrezension - EMF Verlag - Tuch Clivia
Modell Clivia

Neben den verwendeten Garnen hat Andrea auch die Farbgebung der Modelle modernisiert. Die traditionellen Tücher oder Pullover aus Norwegen, Island oder den Färoer-Inseln sind üblicherweise in ungefärbten Naturfarben. Andreas Entwürfe hingegen sind häufig bunt und modern gestaltet.

Außer den beliebten Einstrickmustern im Fair-Isle oder Norwegerstil gibt es auch mehrere Modelle mit Ähren-, Blatt- und Noppenmustern. Diese sind die zumeist einfarbig gehalten.

Islandtuecher-Andrea-Brauneis-Glenna-Blattmuster

Außer den beliebten Einstrickmustern im Fair-Isle oder Norwegerstil gibt es auch mehrere Modelle mit Ähren-, Blatt- und Noppenmustern, die zumeist einfarbig gestrickt werden. Mit dickem Garn gestrickt, wie das Modell Glenna hier rechts, kommen die Muster plastisch heraus und das Projekt ist sicher schnell fertig.

Allerdings finde ich es schade, dass das Model aussieht, als sei sie eingeschlafen. Geschlossene Augen sieht man leider öfter auf den Modellfotos – lieber EMF-Verlag: soll das so?

Eventuell rührt das Phänomen daher, dass diesmal nicht im Studio, sondern draußen fotografiert wurde und die Lichtverhältnisse für die Models schwierig waren – dennoch finde ich die „träumenden“ Mädchen befremdlich.

Modelle für Anfänger*innen und Fortgeschrittene

Das Buch enthält 21 Modelle, die sich an eine eher junge Kundinnengruppe richten. Sowohl Nadelneulinge als auch Strickprofis werden fündig. Zwei Modelle haben drei Rauten und gehören damit zur schwierigsten Stufe, viele Modelle sind mit nur einer Raute als einfach gekennzeichnet.

Andrea Brauneis - Islandtücher stricken - Buchrezension - EMF Verlag - Tuch Siri
Das Tuch Siri hat drei Rauten – die schwierigste Kategorie

Bei fünf Tüchern gibt es „Bonusmodelle“. Diese greifen das Muster des Tuchs auf, und „übersetzen“ es sozusagen in einen passenden Loop. Genau genommen bekommt man also 26 Anleitungen im Buch.

Zu den detaillierten Anleitungen gibt es Strickschriften, die die Ährenmuster oder die Einstrickmuster optisch aufbereiten. Im Anleitungstext wird jeweils auf die Strickschrift verwiesen – die Passagen sind nicht mehr Masche für Masche ausgeschrieben. Dies hat vermutlich damit zu tun, dass für jede Anleitung nur eine bestimmte Seitenzahl zur Verfügung stehen kann, um den Umfang des Buchs nicht zu sprengen.

Natürlich darf eine ganz typische Technik nicht fehlen: Das Steeken! Beim Steeken strickt man ein Tuch oder auch eine Jacke zunächst in Runden. Das ist besonders beim Stricken mit mehreren Farben praktisch: Auf diese Weise hat man es nur mit rechten Maschen zu tun, und die Spannfäden laufen auf der Rückseite entlang: So strickt sich Mehrfarbiges recht bequem, und die Handhabe der beiden Fäden ist um einiges einfacher. Um aus dem Schlauch dann ein Tuch zu machen, wird das Strickstück aufgeschnitten – diese Technik ist in Skandinavien weit verbreitet und findet auch hierzulande immer mehr Anhänger. Andrea ist großer Fan vom Steeken, und so finden sich mehrere Modelle mit dieser Technik im Buch.

Wer dies gern einmal ausprobieren möchte, findet im Grundlagenteil am Anfang des Buchs eine kurze Foto-Anleitung, die die Vorgehensweise Schritt für Schritt erklärt. Keine Angst – das funktioniert wirklich und ist gar nicht schlimm!

Andrea Brauneis - Islandtücher stricken - Buchrezension - EMF Verlag - Tuch Silla
Silla wird mit der Steektechnik gestrickt

Weiterhin gibt es im Grundlagenteil ein Kapitel mit Tipps zum Nacharbeiten der Modelle. Auch Erklärungen zu weiteren Techniken, die für die Modelle im Buch wichtig sind, fehlen nicht. Zum Beispiel:

  • Stricken mit zwei Fäden
  • Zu- und Abnahmen
  • Abketten mit dem I-Cord.

„Islandtücher stricken“ ist allerdings kein Grundlagenbuch! Das ist nicht der Anspruch. Grundkenntnisse wie rechte und linke Maschen, Maschen anschlagen und abketten werden vorausgesetzt. Erklärt werden die „Extras“, die für die im Buch dargestellten Modelle nötig sind und nicht zum Basiswissen im Stricken zählen – was ich total in Ordnung finde.

Kritikpunkte am Buch „Islandtücher stricken“

Zum anderen gibt es ein paar sachliche Kritikpunkte an der Aufmachung und Gestaltung.

  • Ein Grundlagenteil, der Techniken erklärt, ist prima und sollte in keinem Buch fehlen. Neben verständlichen Texten sollte aber meiner Meinung nach auch die Bebilderung für Klarheit sorgen. Die Fotos, die bei einigen Techniken verwendet werden, sind meiner Meinung nach zu klein (obwohl auf den Seiten oft noch viel Platz wäre), und gerade Anfänger werden nicht erkennen können, was gemeint ist. Die bewährten Grafiken, wie man sie auch aus Grundlagenbüchern kennt, sind meiner Meinung nach hier viel aussagekräftiger.
  • Stichwort Fotos: Auch die Modelle sollten bei einem Strickbuch aussagekräftig und ansprechend fotografiert sein. Leider ist das nicht immer gut gelungen – ein Titelfoto, bei dem das Modell die entscheidende Stelle des Designs verdeckt, ist einfach schade.
Islandtücher stricken - Andrea Brauneis - Schal  Fjola
  • Um die Tuchform auf den ersten Blick erkennen zu können, wäre eine Modellzeichnung mit Bemaßung eine gute Idee. Die Formgebung ist zwar im Text beschrieben. Allerdings will sie da erst einmal gefunden und verstanden werden. Eine einfache Skizze wäre übersichtlicher und sicher nicht sehr aufwändig.
  • Die zweifarbigen Muster der Modelle sind jeweils in Strickschriften abgebildet. Diese geben die Farben wider, wie sie im Modell dargestellt sind. Prinzipiell eine echt gute Idee. Allerdings sind die Farben auf dem glänzenden Buchpapier manchmal fast nicht zu unterscheiden, was das Nacharbeiten schwierig machen dürfte.

Eine Sache allerdings finde ich im Vergleich zu den Vorgängerbüchern richtig gut:

Die Legende zur jeweiligen Strickschrift ist nun unmittelbar dabei noch einmal abgedruckt. Der EMF-Verlag verwendet eigene Zeichnen für die einzelnen Maschen, die nicht unbedingt geläufig sind. Bisher war es so, dass die Legende dazu Bestandteil der Einleitung war und weiter nirgends auftauchte. Anspruchsvollere Strickstücke waren daher nur durch Aufwändiges Blättern umzusetzen – oder aber man musste die Seite mit der Legende scannen und sich zur Anleitung packen. Dieses Manko ist nun behoben: Gut gemacht!

Mein Fazit zu „Islandtücher stricken“

Mir persönlich gefällt das Buch im Vergleich zu den anderen beiden Büchern von Andrea – Tücher in Runden stricken (*) und Doubleface-Tücher in Runden stricken (*) – am wenigsten gut. Dies kann sehr wohl damit zu tun haben, dass ich nicht unbedingt zur Zielgruppe gehöre, die mit dem Buch angesprochen werden soll. Und das ist völlig ok so. Die Farbgebung der Designs entsprechen nicht meinem persönlichen Geschmack, meinem „Beuteschema“ . Für mich sind „Islandtücher“ traditionell, dazu gehören für mich bestimmte Farben und Materialien. Für jüngere Frauen, die vielleicht auch noch nicht so lange stricken, ist die Motiv- und Farbwahl und auch der Mix aus Fair-Isle und Lochmustern sicher ansprechend.

Die Anleitungen an sich erscheinen zwar manchmal komplex, aber – nach meiner Erfahrung aus meinen Modell- und Teststricks für Andrea – gut nachzuarbeiten, wenn man ein bisschen Strickerfahrung mitbringt. Wichtig ist, dass man sich an die Anleitung hält und die Anweisungen befolgt. Dann erhält man mit ein bisschen Fleiß und Ausdauer schöne Tücher.

Steckbrief „Islandtücher stricken“

  • erschienen im Edition Michael Fischer / EMF Verlag
  • 128 Seiten
  • 21 Anleitungen + 5 Bonusmodelle
  • ISBN: 978-3745901108
  • Preis: 20,00 EUR

Erhältlich beim Buchhändler Deines Vertrauens – oder bei Amazon (*)

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