
Flamingooooo! Viskosebluse aus Fashionstyle
Herzlich Willkommen beim MeMadeMittwoch im Juni. Eins muss man doch sagen – der Wettergott hat es mit uns im Norden in diesem Frühling wirklich gut gemeint. Gefühlt scheint seit Wochen die Sonne, und inzwischen sind auch die Temperaturen genau in meinem Komfortbereich angekommen. Zeit, die selbst genähte Frühlingsgarderobe vorzustellen.
Beim letzten Mal habe ich euch die Marlene-Bluse von Schnittmuster Berlin gezeigt, eine Viskosebluse mit geteiltem Vorderteil. Auch heute zeige ich euch eine Bluse mit geteiltem Vorderteil: das Modell aus der Fashion Style 08/2018.
Am Anfang war der Stoff…
Ihr kennt das – ihr wandert in einen Stoffladen, arbeitet euren Einkaufszettel ab, und ganz plötzlich bleibt euer Auge an etwas hängen. Zum Beispiel an pinkfarbenen Flamingos auf blauer Viskose. In diesem Fall ein Reststück, das ich im Spätherbst letzten Jahres bei Tante Thea in Lübeck erwischt habe. Ganz klar: Beuteschema – check! Menge reicht für eine Bluse – check! Die Flamingos durften also mit und über den Winter in der Stoffkiste akklimatisieren.

Ottobre oder Fashion Style?
Es folgte die Frage, welche Bluse nun aus den Flamingos werden sollte. Zwei Kandidaten standen zur Auswahl:
- die folkloristische Bluse aus Ottobre 5/19?
- die klassisch anmutende Bluse aus Fashion Style 08/18, entdeckt beim Nähwochenende in Dänemark im Haufen der mitgebrachten Nähzeitschriften?
Die Entscheidung war nicht leicht. Auf Instagram ließ ich abstimmen – die knappe Mehrheit stimmte für Fashion Style. Eine gute Wahl, denn für so eine klassische Bluse mit Manschetten und Kragen finden sich bestimmt zahlreiche Anlässe zum Tragen.
Dass die Bluse keine Knopfleiste hat, sondern vorne geteilt ist, und dass die Ärmel sehr voluminös geschnitten sind mit einer Kellerfalte an den (überschnittenen) Schultern, habe ich erst beim Pausen des Schnitts so richtig wahrgehommen. Dazu aber gleich mehr.
Das Näherlebnis
Beim Pausen des Schnitts allerdings stellte sich die erste Ernüchterun ein. Was für ein Durcheinander an Linien, alle schwarz gedruckt – schwer, die Orientierung zu behalten. Meine letzten Nähwerke stammen entweder von bewährten Schnitten, die ich nicht mehr pausen musste, von Papierschnittmustern, bei denen nur ein Modell pro Bogen aufgedruckt ist, oder aber von A0-Plots mit ebenfalls nur einem Modell und übersichtlich angeordneten Schnittteilen. Das Linienwirrwar bin ich wirklich nicht mehr gewöhnt.
Ob es nun daran lag, oder an Unaufmerksamkeit beim Pausen oder aber ob Fashion Style unachtsam bei der Schnitterstellung war: Beim Vernähen gab es Ärger.
Der Schnitt ist als Bluse angelegt, der mittels separater Schnittteile zum Kleid verlängert werden kann. Allerdings ist den Blusenteilen schon ein Stück Länge fürs Kleid zugegeben, der beim Abpausen entsprechend weggelassen werden muss. Nun bin ich zwar kein Riese, aber die entsprechend der Teilungsnähte gekürzten Vorder- und Rückenteile hatten für mich komfortable Tunikalänge. Und waren vorne länger als hinten. Hier war ich zum ersten Mal genervt.
Klar, besser als zu kurz – abschneiden ist einfacher als dranschneiden. Trotzdem ärgerlich, denn die Länge Stoff hätte ich gut brauchen können, um die riesigen Ärmel bequem aus dem Stoff herauszubringen. (Merksatz für mich: Nachmessen der Länge der Schnitteile könnte künftig helfen!).
Witzigerweise wird der Schlitz im geteilten Vorderteil genau so gearbeitet wie beim Marlene-Blüschen, und hier habe ich gelernt: Nachdem ich die Teilungsnaht bis zur Markierung gesteppt hatte, habe ich erst mal ausprobiert, ob der Schlitz ok ist oder waffenscheinpflichtig – und ganz clever noch einen cm weiter zu genäht.

Kragen und Kragensteg habe ich nach einer bewährten Anleitung zu dieser Ottobre-Bluse genäht, und da alle Teile mit Einlage verstärkt waren, wäre das grundsätzlich kein Problem gewesen, wenn…
… die Kragenteile auch zum Vorderteil gepasst hätten. Letztere waren einen guten Zentimeter länger als die Kragenstege. Die Schulterteile von Vorder- und Rückenteil hatten allerdings aufeinander gepasst. Anweisung oder Markierungen zum Einkräuseln fehlten auf Schnitt und in der Anleitung. Hier war ich zum zweiten Mal genervt. Aber nützt ja nix – ich wollte die Flamingos ja unbedingt anziehen. (Beim Post zur Marlene-Bluse hat Epilele kommentiert, sie habe mich beim Lesen fluchen hören… hier habe ich tatsächlich geflucht, liebe Elisabeth 🙂 )
Kräuseln meide ich wie der Teufel das Weihwasser. Also Kragenstege länger zugeschnitten, Kragen fertig genäht und der Anleitung eine lange Nase gedreht.
Die Ärmel samt Manschetten schließlich nähten sich dann recht unspektakulär, und irgendwann war die Bluse dann fertig, aber immer noch zu lang. Einige Tage brütete ich über der optimalen Länge. Die Schnittzeichnung sah eine Länge von +/- 60 cm vor mit geradem Saum und kleinem seitlichenSchlitz. Somit hätte ich satte 15 cm kürzen müssen. Schließlich bediente ich mich bei Marlene und übertrug Länge und die geschwungene Saumform auf die Flamingobluse: Bingo! Lang genug zum Drüber tragen, aber auch super zum Einstecken in den Hosenbund.

Auf dem Foto oben erkennt ihr vielleicht den geschwungenen Saum – aber vor allem die Kellerfalte am Ärmel und die ziemlich überschnittenen Schultern. Sehr schade, dass dieses Detail weder an der Modellzeichnung noch auf den Fotos in der Zeitschrift zu erkennen ist. Die Ärmel sind so zwar sehr bequem in der Weite, aber für meinen Geschmack komplett an der falschen Stelle. Was hat sich der Designer denn da bloß gedacht?

Bei der Wahl der Manschettenknöpfe habe ich lange überlegt und in meinem Fundus gekramt. So richtig Passendes wollte sich nicht finden. Neu kaufen wollte ich aber auch nicht. Für den Moment habe ich diese witzigen dreieckigen Knöpfe ausgewählt, die noch von meiner Oma stammen.
Flamingobluse – ob wir Freunde werden?

Natürlich muss ich euch mit Fotos aus dem Rapsfeld beglücken. Dieses Jahr war die Rapsblüte recht früh, aber wie immer ein wahrer Augenschmaus. Und die Flamingos fühlten sich im Rapsfeld offenbar auch ganz wohl.
Ob ich mich mit dem Schnitt wohlfühle, muss sich im Alltag zeigen. Wie ihr seht, ist die Bluse an sich sehr weit geschnitten. Fashion Style fällt offenbar immer recht groß aus. Obwohl ich nach der Maßtabelle meine Größe ermittelt habe, hätte ich von Schulter bis zur Taille 2 Größen kleiner zuschneiden können. Das hätte vielleicht auch das Probelm mit den Schultern etwas entschärft. Andererseits mag ich es ja eher luftig und bequem – das ist die Bluse auf jeden Fall.
An dem Tag der Tragefotos habe ich recht viel rumgezuppelt, da die Ärmel den Kragen auseinanderzogen und die Schulternaht deshalb immer dort saß, wo ich sie mich in der Bewegung störte. Die überschnittenen Schultern haben daran sicher auch ihren Anteil.
Insgesamt fällt das Modell wohl in die Kategorie „Nicht mein Schnitt“ – noch mal nähen werde ich dieses Modell sicher nicht mehr, dafür hat es mir zu viel Ärger bereitet bei mäßiger Passform. Was mich wirklich ärgert ist, dass so wichtige Designelemente wie z. B. Schulerpassform, Kellerfalten, geteilte Vorderteile etc. auf den Modellfotos der Nähzeitschriften oft nicht oder nur mangelhaft erkennbar sind. Wenn dann auch noch bei den Schnitteilen geschlampt wird und diese nicht aufeinander passen, ist das für mich eigentlich schon eine glatte sechs. Leider merkt man das häufig erst nach dem Zuschnitt, wenn es schon zu spät ist. Schade – da sind unter Umständen ein paar Euros in gute Einzelschnitte schlau investiertes Geld.
Welche Erfolgserlebnisse (oder auch Frusterlebnisse) andere Näherinnen haben, ist heute beim MeMadeMittwoch zu lesen – ich bin gespant, welche Inspiration sich heute zeigt.
Das ist sehr schade, die investierte Zeit, der schöne Stoff und dann Fail.
Vielleicht kannst du durch eine kleine Anderung, wie die Länge etwas kurzen, und als Kurzarnbluse gedacht, die Sache retten, wäre schade um den tollen Stoff. LG
Jeanette
So ein toller Stoff und du bist mit dem Schnitt nicht glücklich, wie schade!!
Naja, manchmal muss man sich ja aneinander gewöhnen. Schauma Mal.
Ach, wie ärgerlich – ich kann Deinen Frust über das Verschweigen solcher doch so entscheidenden Details gut verstehen! Manchmal scheinen die Zeitschriftenverlage auch extra dort gemusterte Stoffe zu nehmen, wo eigentlich Details und Nähte viel spannendere Hingucker wären, aber dann im Muster völlig untergehen und erst dann, wenn man selbst schon längst durch all die böhmischen Dörfer durch musste, sieht man diese Details dann auch im wirren Muster.
Könntest Du vielleicht großzügig die Schulternaht raffen, um den Ärmel höher zu kriegen? Die Manschettenknöpfe finde ich übrigens total gut dazu 🙂
Liebe Grüße, Anne
Zu schade, dass du mit der Bluse nicht recht zufrieden bist, denn der Stoff ist ja ganz toll. Ich mag diese Stoffe mit den besonderen Mustern. Unzufriedenheit mit Schnitten haben bei mir dazu geführt, dass ich bei meinen Burdaschnitten bleibe – die passen (oder ich weiß, wo und was ich ändern muss) und die Beschreibungen sind zuverlässig.
LG
Siebensachen
Ha, habe ich dich doch wieder laut, sehr laut fluchen hören. Hihi. Aber ich kann dich verstehen und mich hättest du bestimmt auch aus der Ferne gehört. So etwas kann mich auch richtig wütend machen! Aber ich denke, ihr Zwei werdet gut miteinander auskommen, die Flamingos und du. Das ist echt ein schönes Stöffchen und viel zu schade, um in einer Kiste zu liegen. Manchmal hat man ja auch nach 2 oder 3 x Tragen eine Eingebung, wo etwas geändert werden kann und dann sitzt das Ding, Äh, die Bluse.
Die Manschettenknöpfe finde ich klasse. Die passen gut dazu.
Liebe Grüße Elisabeth
Wie schade dass es nicht so gefluppt hat beim nähen, aber du hast die Probleme toll gemeistert. Mir gefällt die Bluse sehr gut, gib den Flamingos eine Chance.
LG, Heike
Mal wirklich ein anderer Blusenschnitt und das finde ich eigentlich spannend;
ich muss sagen, mir gefällst du in der Bluse und bei dem dünnen Flatterstöffchen ist es auch nicht weiter schlimm, dass die Bluse weiter ausgefallen ist, als gedacht.
Ich nähe selten aus der Fashion sSyle, aber wenn, dann nehme ich immer eine Nummer kleiner, als ich nach Maaßtabelle müsste, weil ich finde, dass die Schnitte sehr groß ausfallen.
LG von Susanne
ach, wie schade! Sehen kann man das Ungemach auf den Fotos ja nicht mehr, aber ich kann das verstehen, diese überschnittenen Schultern sind bei aller Weite manchmal echt unbequem und störend. Wäre denn ein Umarbeiten von Ärmel und Ärmelloch von der Stoffmenge drin?
LG, Jule
Liebe Jule,
Jein. Vom Stoff ist nichts mehr da, denn ich hatte ja viel zu lang zugeschnitten. Sprich, ich könnte die Armkugel verändern, aber bekäme dafür weniger Armlänge.
Ob ich das möchte, weiß ich noch nicht.
LG
Sandra
Liebe Sandra,
es ist jammerschade, dass das Näherlebnis nicht das gewünschte Ergebnis gebracht hat. Der Stoff ist traumhaft schön und vielleicht wirst Du die Bluse bei der Sommerhitze zu schätzen wissen 😉
LG
Sandra
Obwohl ich gerne aus der FashionStyle nähe hatte ich da auch schon meine negativen AHA-Erlebnisse und kann Deinen Frust gut verstehen. Wenn es Dich etwas beruhigt, auf den Fotos sieht man von dem ganzen Ärger kaum etwas. Eher sticht der megaschöne Stoff ins Auge, was dafür sprechen würde, die Flamingos auszuführen. Die Knöpfe sind sehr süß und ich musste schmunzeln, weil ich nämlich auch so eine Oma-Kiste mit ähnlichen Schätzchen habe.
Liebe Grüße von Ina
Ha… FashionStyle… Ich weiß genau, was du meinst!!! Zum Glück hilft hier manchmal erfahrung. Nach einigen genähten Teilen weiß ich sicher, dass ich zwei Größen kleiner wählen muss! Auch verhext: Schnitteile zum Aufzeichen enthalten noch KEINE Nahtzugabe, anders als bei Burda! Die Anleitungen: Unterirdisch, genau wie die Bögen… Aber manchmal überzeugen mich einfach die frischen Schnitte und Stoffe und wie sie Fotografiert sind… (Wobei Burda da besser geworden ist…) Zu deiner Bluse, der Stoff ist herrlich! Irgendwie müsst ihr Freunde werden oder du musst noch dran basteln. Die Schultern sind mir auch einen Tick zu sehr überschnitten. Zur not muss es eine Bluse für unter die Strickjacke werden, wo man die Schultern nicht sieht? Drücke die Daumen! LG Sarah
Meine Güte..ein echter Nähkrimi! 🙂 Ich glaube, ich hätte da genervt aufgegeben.. aber der Stoff ist wirklich schön und stehtDir so gut, dass ich hoffe, dass Ihr noch Freunde werdet!
Liebe Grüße!