Flamingooooo! Viskosebluse aus Fashionstyle

Flamingooooo! Viskosebluse aus Fashionstyle

31. Mai 2020 14 Von FrauSonnenburg

Herzlich Willkommen beim MeMadeMittwoch im Juni. Eins muss man doch sagen – der Wettergott hat es mit uns im Norden in diesem Frühling wirklich gut gemeint. Gefühlt scheint seit Wochen die Sonne, und inzwischen sind auch die Temperaturen genau in meinem Komfortbereich angekommen. Zeit, die selbst genähte Frühlingsgarderobe vorzustellen.

Beim letzten Mal habe ich euch die Marlene-Bluse von Schnittmuster Berlin gezeigt, eine Viskosebluse mit geteiltem Vorderteil. Auch heute zeige ich euch eine Bluse mit geteiltem Vorderteil: das Modell aus der Fashion Style 08/2018.

Am Anfang war der Stoff…

Ihr kennt das – ihr wandert in einen Stoffladen, arbeitet euren Einkaufszettel ab, und ganz plötzlich bleibt euer Auge an etwas hängen. Zum Beispiel an pinkfarbenen Flamingos auf blauer Viskose. In diesem Fall ein Reststück, das ich im Spätherbst letzten Jahres bei Tante Thea in Lübeck erwischt habe. Ganz klar: Beuteschema – check! Menge reicht für eine Bluse – check! Die Flamingos durften also mit und über den Winter in der Stoffkiste akklimatisieren.

Ottobre oder Fashion Style?

Es folgte die Frage, welche Bluse nun aus den Flamingos werden sollte. Zwei Kandidaten standen zur Auswahl:

  • die folkloristische Bluse aus Ottobre 5/19?
  • die klassisch anmutende Bluse aus Fashion Style 08/18, entdeckt beim Nähwochenende in Dänemark im Haufen der mitgebrachten Nähzeitschriften?

Die Entscheidung war nicht leicht. Auf Instagram ließ ich abstimmen – die knappe Mehrheit stimmte für Fashion Style. Eine gute Wahl, denn für so eine klassische Bluse mit Manschetten und Kragen finden sich bestimmt zahlreiche Anlässe zum Tragen.

Dass die Bluse keine Knopfleiste hat, sondern vorne geteilt ist, und dass die Ärmel sehr voluminös geschnitten sind mit einer Kellerfalte an den (überschnittenen) Schultern, habe ich erst beim Pausen des Schnitts so richtig wahrgehommen. Dazu aber gleich mehr.

Das Näherlebnis

Beim Pausen des Schnitts allerdings stellte sich die erste Ernüchterun ein. Was für ein Durcheinander an Linien, alle schwarz gedruckt – schwer, die Orientierung zu behalten. Meine letzten Nähwerke stammen entweder von bewährten Schnitten, die ich nicht mehr pausen musste, von Papierschnittmustern, bei denen nur ein Modell pro Bogen aufgedruckt ist, oder aber von A0-Plots mit ebenfalls nur einem Modell und übersichtlich angeordneten Schnittteilen. Das Linienwirrwar bin ich wirklich nicht mehr gewöhnt.

Ob es nun daran lag, oder an Unaufmerksamkeit beim Pausen oder aber ob Fashion Style unachtsam bei der Schnitterstellung war: Beim Vernähen gab es Ärger.

Der Schnitt ist als Bluse angelegt, der mittels separater Schnittteile zum Kleid verlängert werden kann. Allerdings ist den Blusenteilen schon ein Stück Länge fürs Kleid zugegeben, der beim Abpausen entsprechend weggelassen werden muss. Nun bin ich zwar kein Riese, aber die entsprechend der Teilungsnähte gekürzten Vorder- und Rückenteile hatten für mich komfortable Tunikalänge. Und waren vorne länger als hinten. Hier war ich zum ersten Mal genervt.

Klar, besser als zu kurz – abschneiden ist einfacher als dranschneiden. Trotzdem ärgerlich, denn die Länge Stoff hätte ich gut brauchen können, um die riesigen Ärmel bequem aus dem Stoff herauszubringen. (Merksatz für mich: Nachmessen der Länge der Schnitteile könnte künftig helfen!).

Witzigerweise wird der Schlitz im geteilten Vorderteil genau so gearbeitet wie beim Marlene-Blüschen, und hier habe ich gelernt: Nachdem ich die Teilungsnaht bis zur Markierung gesteppt hatte, habe ich erst mal ausprobiert, ob der Schlitz ok ist oder waffenscheinpflichtig – und ganz clever noch einen cm weiter zu genäht.

Fashion Style 08/2018 - Flamingobluse - Kragen

Kragen und Kragensteg habe ich nach einer bewährten Anleitung zu dieser Ottobre-Bluse genäht, und da alle Teile mit Einlage verstärkt waren, wäre das grundsätzlich kein Problem gewesen, wenn…

… die Kragenteile auch zum Vorderteil gepasst hätten. Letztere waren einen guten Zentimeter länger als die Kragenstege. Die Schulterteile von Vorder- und Rückenteil hatten allerdings aufeinander gepasst. Anweisung oder Markierungen zum Einkräuseln fehlten auf Schnitt und in der Anleitung. Hier war ich zum zweiten Mal genervt. Aber nützt ja nix – ich wollte die Flamingos ja unbedingt anziehen. (Beim Post zur Marlene-Bluse hat Epilele kommentiert, sie habe mich beim Lesen fluchen hören… hier habe ich tatsächlich geflucht, liebe Elisabeth 🙂 )

Kräuseln meide ich wie der Teufel das Weihwasser. Also Kragenstege länger zugeschnitten, Kragen fertig genäht und der Anleitung eine lange Nase gedreht.

Die Ärmel samt Manschetten schließlich nähten sich dann recht unspektakulär, und irgendwann war die Bluse dann fertig, aber immer noch zu lang. Einige Tage brütete ich über der optimalen Länge. Die Schnittzeichnung sah eine Länge von +/- 60 cm vor mit geradem Saum und kleinem seitlichenSchlitz. Somit hätte ich satte 15 cm kürzen müssen. Schließlich bediente ich mich bei Marlene und übertrug Länge und die geschwungene Saumform auf die Flamingobluse: Bingo! Lang genug zum Drüber tragen, aber auch super zum Einstecken in den Hosenbund.

Fashion Style - Flamingobluse - Saum - Ärmel

Auf dem Foto oben erkennt ihr vielleicht den geschwungenen Saum – aber vor allem die Kellerfalte am Ärmel und die ziemlich überschnittenen Schultern. Sehr schade, dass dieses Detail weder an der Modellzeichnung noch auf den Fotos in der Zeitschrift zu erkennen ist. Die Ärmel sind so zwar sehr bequem in der Weite, aber für meinen Geschmack komplett an der falschen Stelle. Was hat sich der Designer denn da bloß gedacht?

Flamingobluse - Manschetten

Bei der Wahl der Manschettenknöpfe habe ich lange überlegt und in meinem Fundus gekramt. So richtig Passendes wollte sich nicht finden. Neu kaufen wollte ich aber auch nicht. Für den Moment habe ich diese witzigen dreieckigen Knöpfe ausgewählt, die noch von meiner Oma stammen.

Flamingobluse – ob wir Freunde werden?

Flamingobluse - Tragefoto

Natürlich muss ich euch mit Fotos aus dem Rapsfeld beglücken. Dieses Jahr war die Rapsblüte recht früh, aber wie immer ein wahrer Augenschmaus. Und die Flamingos fühlten sich im Rapsfeld offenbar auch ganz wohl.

Ob ich mich mit dem Schnitt wohlfühle, muss sich im Alltag zeigen. Wie ihr seht, ist die Bluse an sich sehr weit geschnitten. Fashion Style fällt offenbar immer recht groß aus. Obwohl ich nach der Maßtabelle meine Größe ermittelt habe, hätte ich von Schulter bis zur Taille 2 Größen kleiner zuschneiden können. Das hätte vielleicht auch das Probelm mit den Schultern etwas entschärft. Andererseits mag ich es ja eher luftig und bequem – das ist die Bluse auf jeden Fall.

An dem Tag der Tragefotos habe ich recht viel rumgezuppelt, da die Ärmel den Kragen auseinanderzogen und die Schulternaht deshalb immer dort saß, wo ich sie mich in der Bewegung störte. Die überschnittenen Schultern haben daran sicher auch ihren Anteil.

Insgesamt fällt das Modell wohl in die Kategorie „Nicht mein Schnitt“ – noch mal nähen werde ich dieses Modell sicher nicht mehr, dafür hat es mir zu viel Ärger bereitet bei mäßiger Passform. Was mich wirklich ärgert ist, dass so wichtige Designelemente wie z. B. Schulerpassform, Kellerfalten, geteilte Vorderteile etc. auf den Modellfotos der Nähzeitschriften oft nicht oder nur mangelhaft erkennbar sind. Wenn dann auch noch bei den Schnitteilen geschlampt wird und diese nicht aufeinander passen, ist das für mich eigentlich schon eine glatte sechs. Leider merkt man das häufig erst nach dem Zuschnitt, wenn es schon zu spät ist. Schade – da sind unter Umständen ein paar Euros in gute Einzelschnitte schlau investiertes Geld.

Welche Erfolgserlebnisse (oder auch Frusterlebnisse) andere Näherinnen haben, ist heute beim MeMadeMittwoch zu lesen – ich bin gespant, welche Inspiration sich heute zeigt.