
Garnportrait: Alpaca Fino von Pascuali
Heute gibt es wieder eine neue Folge meiner Garnportraits – dieses Mal stelle ich Euch Alpaca Fino aus dem Hause Pascuali vor.

Das Alpaka
Alpakas gehören zu den Kameltieren. Sie sind klein und leichter als Lamas, mit denen man sie gern verwechselt. Heimisch sind sie Peru, hier leben etwa 80% des weltweiten Bestands der Tiere. Da es in den peruanischen Anden in Höhen über 4000 m sehr kalt werden kann, bilden die Tiere ein dickes Vlies aus, welches vorwiegend zur Garnherstellung verwendet wird. So kommt auch das Garn von Alpaka Fino,ebenso wie die anderen Alpaka-Qualitäten von Pascuali, aus Peru.

„Wo das Tier am wenigsten dreckig wird, ist die feinste Faser“
Paul Pascuali
Pro Tier ergibt sich bei der jährlichen Schur zwischen 3 – 6 kg Faser, von der etwa 1 kg für die Garnherstellung verwendbar ist. Hier „pflücken“ geübte Frauenhände die Fasern aus dem Vlies und sortieren sie nach den Qualitäten
- Royal Alpaka – die feinste Faser mit ca 19 Mikron stammt vom Nacken der Tiere. Nur 1% der Fasern fallen in diese höchste Kategorie.
- Baby Alpaka – ist mit ca 21 Mikron etwas stärker und stammt vom Rücken der Tiere. Aus dieser Qualität ist Alpaca Fino hergestellt.
- Superfine – ab 23 Mikron stammt von den Flanken.
Die Zusammensetzung der Fasern im Vlies der einzelnen Tiere hängt ab von der Rasse, den Haltungsbedingungen und der Ernährung. Alpakas sind Pflanzenfresser und Wiederkäuer und ernähren sich – ähnlich wie Kühe – von Gräsern. In den Andenwintern muss daher mit Heu zugefüttert werden, um den Herdenbestand zu erhalten.
Alpaca Fino – das Strickerlebnis
Das Garn ist leicht, sehr warm und wunderbar weich. Es ist ein wirklicher Handschmeichler und macht beim Stricken sehr viel Freude. Die einzelnen Fäden sind allerdings eher locker verzwirnt, so dass man hin und wieder nicht alle Fäden beim Abstricken erwischt. Ribbeln verzeiht Alpaca Fino gut, das anschließende Aufnehmen von Maschen kann wegen der lockeren Verzwirnung allerdings ein bisschen knifflig werden.

Mit dem Garn lässt sich ein gleichmäßiges Maschenbild erzielen. Auch Muster lassen sich durch die glatte Struktur des Garns schön stricken. Und die breite Farbpalette mit 20 Farben lädt ein zum Kombinieren nach Lust und Laune. Das Garn ist fasergefärbt und wird anschließend erst versponnen. Dadurch entsteht der leicht melierte Effekt, der mir persönlich sehr gut gefällt.
Obwohl die Faser sehr fein ist, ist Alpaca Fino mit einer Lauflänge von 100m auf 50 g ein robustes, vielseitiges Garn, das sich sowohl für Kleidungsstücke als auch für Accesoires wie Mützen und Tücher sehr gut eignet. Im Gegensatz zu einigen andern Alpakagarnen, die ich schon verstrickt habe, ist Alpaca Fino überhaupt nicht „pieksig“, sondern ein Traum von Weichheit. Und kuschelig warm – schließlich wärmt es nicht nur die Alpakas in Peru, sondern auch die Peruaner schon seit über 3000 Jahren!
Alpaca Fino und die Nachhaltigkeit
Weswegen ich die Garne von Pascuali so schätze, ist der nachhaltige Ansatz, den Paul Pascuali verfolgt. Im Falle von Alpaca Fino bedeutet das, dass der Produktonsprozess so umweltschonend wie möglich erfolgt: Beim Spülen der Fasern werden abbaubare Waschmittel verwendet, das Waschwasser wird aufbereitet und wiederverwendet. Erwärmt wird es mit Solarenergie. Der „Reinigungsschlamm“, der am Ende des Spülprozesses anfällt, wird als Dünger auf die Wiesen aufgebracht, von denen das Heu für die Winterfütterung geerntet wird. Frauen sortieren die Fasern aus den Vliesen nach den einzelnen Qualitäten, erhalten damit einen sicheren Arbeitsplatz und können zur Ernährung der Familie beitragen.
Da die Lebensbedingungen in über 4000 m für die Menschen sehr hart sind, setzt sich Pascuali zusammen mit dem Alpakafarmer ein für den Bau von Gewächshäusen in den Dörfern. Viele Menschen, besonders Kinder, leiden an Mangelernährung, da im natürlichen Andenklima nur wenig Gemüse wachsen kann. In den Gewächshäusern ist dies jedoch möglich – so trägt jeder Kauf von Alpaca Fino bei zur direkten Unterstützung peruanischer Familien. Ein Einsatz, der mich sehr beeindruckt, und der auch erklärt, wieso das Garn etwas höherpreisig ist.

Steckbrief Alpaca Fino
- Qualität: 100% Alpaka (Babyalpaka)
- Lauflänge: 100 m / 50 g
- Maschenprobe: 22 M x 30 R (mit Nadel 3.5)
- eher ein Wintergarn
- geeignet für: Oberteile, Mützen, Tücher, Handschuhe
- Preis (UVP): 8,90 EUR / 50 g

Verlinkt zu Creadienstag – Caros Fummeley – Lieblingsstücke – Maschenfein