Im Interview: Kathrin Pohnke von „oceanandyarn“

Im Interview: Kathrin Pohnke von „oceanandyarn“

26. Januar 2021 0 Von FrauSonnenburg

Kathrin, auch bekannt als oceanandyarn, ist ein echtes Küstenkind. Sie lebt mit ihrer Familie an der Ostseeküste. Seit 2016 hat sie sich auch als Designerin – vorwiegend von Tüchern – einen Namen gemacht und veranstaltet Stricktreffen an der Küste. Ihre Entwürfe sind maritim inspiriert und farbenfroh. Ich habe Kathrin auf dem Hamburger Wollfest 2018 kennen gelernt, und da wir beide mit dem neuen Anleitungsheft Collezioni 3 von Pascuali zu tun hatten, habe ich Kathrin zum Interview eingeladen. 

Kathrin Pohnke - oceanandyarn
photo credit: oceanandyarn

Danke, liebe Kathrin, dass du mitmachst beim Interview!

Du hast in der Schule stricken gelernt. Damals gab es noch Handarbeitsunterricht für Mädchen und „Werken“ für Jungs. Mochtest Du Handarbeiten damals?

Ja, mochte ich – trotz einer wirklich gruseligen Lehrerin – der Schrecken der Schule. Tatsächlich habe ich schon vorher Stricken und Häkeln gelernt. Ich habe sogar an einer mechanischen Nähmaschine ein bisschen genäht. Ich muss damals so 8 oder 10 gewesen sein. Meine Großtante hat es mir gezeigt.  

Erinnerst Du Dich noch an Dein erstes Werk?

In der Schule habe ich Topflappen gehäkelt – was auch sonst. Wenn ich mich richtig erinnere, dann waren sie in Orange und Grün. Wir hatten schließlich die 70er.  😉

Wie kamst Du auf die Idee, Strickdesigns zu entwickeln, und was war Dein erstes Design? (Hier wäre es toll, wenn Du mir auch ein Bild vom Design schicken könntest)

Mein Enkel Noah war unterwegs und ich wollte ihm eine Babydecke stricken. Daraus ist die Babydecke SternenMeer entstanden. Kurz nach seiner Geburt habe ich ravelry entdeckt. Irgendwie war es an mir vorbeigegangen, dass es in der Zwischenzeit Designerinnen gab, die dort ihre Anleitungen veröffentlichen. Ich war sofort Feuer und Flamme und habe meinen ersten Teststrick gestartet. Und seitdem sind über 50 Anleitungen entstanden. 

oceanandyarn - Bloginterview - SternenMeer - Babydecke - Decke mit Sternenmuster
Babydecke Sternenmeer – photo credit: oceanandyarn

Wie würdest Du Deinen Stil beschreiben?

Veränderlich. 😄 Es ist immer ein bisschen abhängig davon, welche Ideen mir so in den Kopf kommen. Und ich verwerfe davon nichts, nur weil es nicht zu irgendeinem Stil passt. Was meine Designs verbindet ist, dass sie komplizierter aussehen, als sie wirklich sind. Es gib auch das eine oder Tuch, dass eher für erfahrene Stricker*innen geeignet ist, doch grundsätzlich ist es bei mir nicht so „tricky“.

Sind aktuelle Trends für Deine Designs wichtig und verfolgst du diese, oder folgst du deinen eigenen Ideen?

Natürlich schaue ich auf Trends. Und wenn sie mir gefallen, dann gibt es auch Designs, die in diese Richtung gehen. Zum Beispiel ist Mohair ja schon länger sehr angesagt. Ich mag es – also verstricke ich es. Habe ich aber auch schon getan, bevor es so populär war. Oder Oberteile, die oversize sind. Ich trage sie selber am liebsten, deswegen sind meine Cardigans und Pullover eben auch so.   

Der überwiegende Anteil Deiner Designs sind Tücher. Woher kommt die große Tücherliebe?

Tücher gehen ja immer. 😉Tatsächlich stricke ich sie gerne und habe auch noch viele Ideen. Ich finde Tuchdesigns auch so herrlich abwechslungsreich. Man kann mit Farben und Formen, Strukturen und Mustern spielen.  Ich langweile mich schnell und so kann ich immer wieder etwas Neues machen – finde ich herrlich.

photo credit: oceanandyarn // Tuch: Ein bisschen Prinzessin

Auch für Book 3 von Collezioni Pascuali hast Du eine Stola entwickelt – Lalita aus dem Garn Suave. Das ist ja ein ganz spezielles, leichtes Baumwollgarn. Gab es dazu eine besondere Inspiration?

Die Suave wollte ich schon immer einmal verstricken. Und als dann die Anfrage von Pascuali kam, war ich sofort dabei.

Schnell stand dieser zarte Fliederton als Hauptfarbe fest. Und ich hatte immer im Hinterkopf, dass es etwas für den Frühling sein sollte. Ich wollte für diese zarte Farbe ein eher feminines Tuch entwerfen. Damit war klar, dass es Lochmuster bekommen wird. Allerdings nicht nur, denn auch im Frühling kann es noch frisch werden.

photo credit: pascuali

Jede Anleitung und jedes Design wird vor dem Erscheinen auf Herz und Nieren getestet. Nach welchen Kriterien suchst du deine Teststricker aus?

Es gibt da zwei unterschiedliche Strategien. Geheime Teststricks für Zeitschriften, Bücher und jetzt für Pascuali, mache ich mit Strickerinnen, die ich gut kenne, weil sie schon häufig für mich gestrickt haben. Da muss ich sicher sein, dass es klappt.

Bei Tests für oceanandyarn setze ich gerne auf eine Mischung. Da gibt es Wiederholungstäterinnen und Strickerinnen, die noch nie für mich getestet haben. Gerne auch eher unerfahrene Strickerinnen. Sie haben noch einen ganz anderen Blick auf die Anleitung. Sie kennen meine Anleitungen noch nicht und haben sich noch nicht an meinen Stil gewöhnt. Ihnen fällt sofort auf, wenn etwas nicht ganz klar ist. Je mehr Erfahrung ich habe, um so einfacher fällt es mir eine Angabe zu „übersetzen“ und dann fällt evtl. gar nicht mehr auf, dass man es auch einfacher oder erklären kann.  

Welche ist Deine größte Herausforderung im Designprozes?

Anleitungen schreiben? Es ist aufwendig, doch meistens klappt es ziemlich gut. Obwohl ich mir da schon dumme Patzer erlaubt habe und zum Glück meine Testerinnen viel Geduld mit mir hatten. Ich mag gar nicht daran denken, als sie die Passe eines Cardigans wieder aufziehen mussten. 🙈 Und es würde so viel besser klappen, wenn ich mir beim Stricken genau aufschreiben würde, was ich da mache. Bin da ein bisschen husch husch. Wahrscheinlich ist das meine größte Herausforderung.  

(Anmerkung von mir: Das kenne ich nur zu gut…🙈)

photo credit: oceanandyarn // Tuch: StreifenGlück

Was inspiriert Dich zu Deinen Designs?

Meistens sind es Farben und Farbkombinationen. Ich sehe sie und finde sie wunderschön. Und dann sind auch schon die Ideen in meinem Kopf. Meist ist ziemlich schnell klar, was es werden soll. Entweder haben mich die Farben des Garns schon inspiriert oder ich gehe auf die Suche danach.

Beim Entwickeln und Schreiben von Anleitungen muss man viel rechnen. Warst du in der Schule gut in Mathe?

So teils-teils. Ich hatte lange fürchterliche Mathelehrer, die es uns allen nicht leicht gemacht haben. In den letzten Jahren bekamen wir dann einen ganz tollen Lehrer und ab da war Mathe eins meiner Lieblingsfächer. Ein Mathe-Nerd oder besonders talentiert bin ich trotzdem nicht.  

Was macht ein Garn für Dich zum perfekten Garn für Deinen Entwurf?

Grundsätzlich sollte es ein Garn sein, dass gut für Mensch, Tier und Umwelt ist. Sonst kommt es mir nicht auf die Nadeln. Und es muss die richtige Farbe haben. Wenn eine oder mehrere Farben nicht passen, dann werde ich damit auch nicht glücklich. Dabei ist mein Favorit Alpakagarn.   

Photo credit: oceanandyarn // Tuch: Leichte Brise
Hast Du eine Lieblingstechnik beim Stricken? (z. B. Fair Isle, Lace, Mosaic, Doubleface, Sequence…)

Ich liebe die Abwechslung und probiere gerne herum. Ich habe immer wieder neue Lieblingsmuster. Die tauchen dann oft in zwei Designs auf. Ich sollte vielleicht einmal ein Tuch stricken, in dem sie alle vorkommen. Ansonsten mag ich Hebemaschenmuster, allerdings nicht als große Mosaike.

  • Hast Du noch weitere textile Hobbies, wie z. B. Spinnen, Nähen o.ä.?

Ich habe früher ein bisschen genäht.. Viele Jahre habe ich auch gestickt. Es gab da ja mal so einen Kreuzstichhype. Ich hatte sogar ein Stickgeschäft. In der Zwischenzeit bin ich allerdings komplett dem Stricken verfallen.

Wegen Corona müssen auch Strickevents bis auf Weiteres ausfallen. Auf welches freust Du dich am Meisten, wenn es wieder stattfinden kann?

Auf meine Stricknächte, die ich seit 2016 monatlich veranstaltet habe. Sie fehlen mir wirklich.

Im Hauptberuf bist Du Kommunikationstrainerin. Verrätst Du uns, was genau das bedeutet?

Ich reise durch Deutschland und zeige Mitarbeitern und Führungskräften wie sie im Service noch besser mit ihren Kunden kommunizieren und sie glücklich machen können.

Du beschreibst Dich auf Deiner Homepage als KüstenKind. Was genau bedeutet das für Dich, und was liebst Du besonders am Norden?

Ein KüstenKind ist für mich jemand aus dem Norden. Ich könnte es auch Nordlicht nennen.

Ich liebe die weiten Horizonte, Wind und Wellen. Am liebsten mag ich das Meer, wenn es etwas kabbelig ist. Mona Harry beschreibt es in ihrer „Liebeserklärung an den Norden“ so, wie ich es empfinde.

Verrätst Du uns ein FunFact über dich?

Ich hasse Apfelsaft. Sehr!

Vielen Dank, Kathrin, für Deine Zeit. Und für die spannenden Einblicke hinter die Kulissen!

Kathrin / oceanandyarn findest Du bei Instagram / Ravelry / Facebook und natürlich auf der Website www.oceanandyarn.de.

Weitere Folgen aus meinen Bloginterviews findest Du hier.

Verlinkt zu Stricklust – Meine Fummeley / Maschenfein – Auf den Nadeln Januar