Jahresrückblick 2020: …was für ein ausgefallenes Jahr!

Jahresrückblick 2020: …was für ein ausgefallenes Jahr!

24. Dezember 2020 9 Von FrauSonnenburg

Dieses 2020 ist ein wirklich denkwürdiges Jahr. Deshalb habe ich mich sehr gefreut über die Challenge von Judith / Sympatexter, die im November zum Jahresrückblog aufgerufen hat. In diesem Corona-Jahr ist mir der kreative Flow fast komplett abhanden gekommen – Bloggen, Nähen, Strickdesigns entwerfen köchelt auf kleiner Flamme. Umso schöner, gemeinsam mit anderen und unter Judiths Anleitung einen Jahresrückblick zu schaffen.

Meine Vorsätze für 2020

Ich gehöre nicht zu den Personen, die am Ende eines Jahres Vorsätze für das kommende Jahr fassen. Meist reicht die Motivation zu deren Umsetzung ohnehin nur bis in den Februar und lässt dann stark nach.

Den Jahreswechsel 2019/2020 haben wir mit Freunden zusammen in Heiligenhafen verbracht. Bei allerbestem Wetter hatten wir dort eine super Zeit gemeinsam, und mein Ziel war es, diese positiven Vibes so lange wie möglich ins neue Jahr zu übertragen.

Nun lade ich euch ein auf meinen Rückblick durch dieses denkwürdige Jahr 2020, das insgesamt doch auch einige schöne Erlebnisse für mich in petto hatte:

Januar: Auf Reisen

Ende des Monats hatte ich zwei Reisen auf dem Plan:

Zum einen haben ich meine älteste Freundin in Fürth besucht – wir kennen uns seit über 30 Jahren, und es ist eine ganz besondere Freundschaft, die uns verbindet. Sie ist entstanden aus einer Brieffreundschaft (aus den 80ern, als man noch Briefe mit der Hand schrieb, per Post verschickte und manchmal Wochen auf Antwort wartete) und hat sich all die Jahrzehnte und über alle Lebensabschnitte und Wechsel erhalten. Wann immer wir uns sehen, ist es so, als wären wir gerade gestern auseinander gegangen. Aus heutiger Sicht sind wir uns beide einig: Wie gut, dass es noch geklappt hat mit dem Treffen dieses Jahr! Und Mensch, was hatten wir für eine feine Zeit!

Ende des Monats hatte ich eine von diesen Dienstreisen auf der Agenda, die man sich heute überhaupt nicht mehr vorstellen kann: Frühmorgens zum Flughafen, mit dem ersten Flieger nach Zürich, mit der Bahn weiter nach Bern, Meeting mit dem Global Key Account Manager, weiter zum Kunden, eine Stunde Meeting am Ziel, wieder zurück nach Zürich, abends mit dem letzten Flieger zurück. Aus heutiger Sicht (sofern man denn überaupt reisen darf angesichts all der Lockdowns) würde man eine Videokonferenz ansetzen und weiß inzwischen, dass diese den Stress bei den meisten Beteiligten deutlich reduziert.

Bei allem Ungemach jedoch hatte diese letzte Dienstreise für mich einen positiven Nebenaspekt: Der Reisetag fiel genau auf den Geburtstag einer Züricher Freundin – und die konnte ich am Nachmittag noch treffen auf ein Gläschen Sekt, bevor ich mich wieder in den Flieger setzte. Wunderbar!

Jahresrückblick 2020 - Sylt - Februar - Februar 2020

Februar: Im La-La-Land

Auch im Februar war ich auf Reisen:

Zuerst zum fast schon Tradition gewordenen Mädelswochenende auf Sylt mit meiner Freundin. Vom Corona-Virus war da noch nichts zu hören, und wir hatten dort wieder ein paar schöne, erholsame Tage mit viel frischer Luft. Jedoch war der Wirbelsturm Sabine im Anmarsch, und es war fraglich, ob wir es am Abreisetag überhaupt noch von der Insel schaffen würden. Tatsächlich wurde der Zugverkehr eingestellt, kaum dass wir in Hamburg angekommen waren. Knappe Sache!

Und dann war da noch ein erstes großes Highlight des Jahres: Unser Nähtreff „Dänisches Bettenlager“ mit Teilen des Hamburger Nähkränzchens. Am Rinköbingjford hatte meine liebe Nähfreundin Petra ein Haus für 10 Personen für eine Woche gemietet, und mit unserem Maschinenpark zogen wir zu acht dort ein, um nach Herzenslust zu nähen, am Strand zu spazieren oder einzukaufen.

Jahresrückblick 2020 - Februar - Dänemark - Strand - Nordseeküste

Was war das für eine tolle, entspannte Zeit! Es war das Karnevalswochenende, an dem das große C sich in Heinsberg anfing zu verbreiten. Ich erinnere mich aber, dass wir in unserem dänischen La-La-Land davon überhaupt nichts mitbekamen. Wie auf einer Insel der Glückseligen nähten wir so vor uns hin, und erst in der Rückblende wurde jeder von uns klar, was für eine Kostbarkeit wir da noch erleben durften. Wenige Wochen später wurde die Grenze zu Dänemark auf Wochen geschlossen.

Eigentlich wollten wir uns Ende Februar 2021 wieder dort zum Nähen treffen. Ob das Treffen allerdigns stattfinden kann, ist nach heutigem Stand ja eher unwahrscheinlich – umso kostbarer ist die Erinnerung an diese paar schönen Tage dort im Ferienhaus.

März: Lockdown – von 100 auf Null

Als dann Mitte März, die Frühjahrsferien waren hier gerade zu Ende, der Lockdown verhängt wurde, empfand ich eins: Erleichterung!

Mein übervoller Terminkalender, der mir bis Ostern kein freies Wochenende gelassen hätte, leerte sich ganz von selbst:

  • HH Cologne: AUSGEFALLEN.
  • Demzufolge Besuch bei der Kölner Freundin: AUSGEFALLEN.
  • Ebenso damit verbunden der Besuch bei der Familie: AUSGEFALLEN. Der Besuch bei Oma im Heim war zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr möglich.
  • Leipziger Wollfest: AUSGEFALLEN.
  • Nachbarschaftstreffen: AUSGEFALLEN.
  • Sport im Studio: AUSGEFALLEN..

Auf der Arbeit wurde binnen einer Woche das Home Office eingeführt für alle, die nicht zwingend am Standort sein mussten. Alle anderen wurden in eine Rotationsregelung eingegliedert und durften nur an festgelegten Tagen ins Büro. Der Kreis an Personen, mit denen man in Kontakt war, reduzierte sich auf ein Minimum.

Für mich bedeutete das hauptsächlich: Erleichterung. Denn aufgrund der oben beschriebenen Reisen fühlte ich mich spätestens ab Anfang März total ausgelaugt. Nun musste ich mir keine Ausreden einfallen lassen, um einen Termin nicht wahrnehmen zu müssen, sondern das regelte sich ganz von selbst. Was für eine Enlastung für mich!

Jahresrückblick 2020 - März - Home Office - Brot - Brot backen

In meinem „Home Office“ am Esstisch konnte ich dieses Jahr erstmals live und in Farbe zusehen, wie es draußen Frühling wurde – mit Gartenblick hatte ich alles im Visier, und jeden Tag wurde es heller und etwas bunter. Das Eichhörnchen war ein gern gesehener Gast, und sogar ein Eisvogel ließ sich blicken.

Aus dieser Situation erwuchs eine große Frage für mich: Wie bin ich nur in so ein Hamsterrad geraten? Und was kann ich tun, um dort nicht wieder einzusteigen, wenn sich die Dinge irgendwann mal wieder normalisieren?

April: Es kommt anders

Eine weitere positive Auswirkung der Pandemie betraf mich ganz persönlich:

Aufgrund meiner Umstrukturierung sollten die Arbeitsplätze von mir und meinem Team per Ende Juni nach Polen verlagert werden. Durch die Auswirkungen des Virus verzögerte sich die Umstrukturierung um ein halbes Jahr, und wir bekamen eine entsprechende Verlängerung. Sozusagen eine Gnadenfrist, sich nicht sofort am damals sehr stillen Arbeitsmarkt etwas Neues suchen zu müssen. Gekoppelt mit dem für mich sehr angenehmen Home Office (siehe März) für mich unterm Strich eine gute Sache.

Außerdem war positiv zu merken, dass die Entschleunigung im Alltag völlig neue Energien freisetzte. Plötzlich waren Kapazitäten frei, die wir nutzten für Renovierungsarbeiten, für die vorher einfach keine Kräfte verfügbar waren. So haben wir ein neues Vordach und ein frisch tapeziertes Schlafzimmer. Klasse!

Mai: Altes und Neues entdecken

Im Mai dagegen waren wir etwas gekniffen. Der Lockdown und die damit verbundenen Reiseverbote führten dazu, dass unsere Ferienwoche auf Usedom AUSGEFALLEN ist. Kurzentschlossen haben wir voller Hoffnung die Buchung auf Silvester verchoben und eine Urlaubswoche zu Hause verbracht. Bei bestem Wetter war das gar nicht so schlimm. Wir wohnen dicht an der Ostseeküste, und profitierten einmal mehr vom hohen Freizeitwert unserer unmittelbaren Umgebung. Das Fahrrad wurde hervorgeholt und damit die Gegend erkundet.

Leuchtturm - Hafen - Fischerboot - Jahresrückblick 2020

Außerdem habe ich mir – wie viele andere auch – ein neues Hobby erschlossen: Das Brotbacken mit Sauerteig! Nach dem ersten Versuch stellte sich heraus, dass mein Handmixer gegen so einen echten Brotteig keine Chance hat, und ein neues Spielzeug zog in die Küche ein: Eine Kitchen Aid Küchenmaschine (*affiliate Link – weitere Affiliate-Links sind im Folgenden nur mit * gekennzeichnet) in Liebesapfelrot. Und dazu die Bibel aller Sauerteigbäcker: Das „Brotbackbuch Nr. 4“ (*) von Lutz Geissler. Beide Neuerungen führen dazu, dass ich seit Anfang Mai jede Woche mindestens ein sehr leckeres Brot zuwege bringe. Wie das jedesmal duftet in der Küche!

Auch darüber hinaus bastelten wir weiter an Haus und Hof herum – ein Trend, der sich auch später im Jahr noch fortsetzte. Eine Markise wurde an der Terrasse angebaut und sorgt nun insbesondere im frühen und im Spätsommer für ganz neue Freuden. Warum nur haben wir 14 Jahre gebraucht für diese Idee?

Juni:

Im Vorjahr hatten wir uns einen schönen Urlaub gebucht: Eine Woche Kreuzfahrt nach Norwegen, auf die wir uns wirklich sehr gefreut hatten.

Irgendwann war dann klar: Diese Kreuzfahrt wird AUSFALLEN. Die Urlaubstage haben wir trotzdem genommen, eine weitere Woche zu Hause verbracht und weiter neue Ecken in der unmittelbaren Umgebung entdeckt. Denn erinnert ihr euch? Von Ostern bis Mitte Juni war quasi ununterbrochen ein Bombenwetter hierzulande.

Anders als viele andere Menschen aus meinem Umfeld hatte ich nach wie vor kein großes Problem mit den eingeschränkten Kontakten. Denn wir beschränkten unseren Umgang auf die Freunde, die uns gut tun und uns wichtig sind. Für alle anderen galt und gilt DIE Ausrede, dass man sich lieber doch nicht rreffen sollte, weil… Ich fühle mich nicht einsam, sondern entspannt, und das scheint sich auch auf meine Umwelt auszuwirken.

Meinen Geburtstag konnte ich so im ganz kleinen Kreis mit nur sechs Leuten feiern, und das sogar bei bestem Wetter. Das war nicht nur sehr nett und sehr lustig, sondern auch ganz wunderbar unaufgeregt.

Juli: ein bisschen Normal

Auch der Juli war relativ unaufgeregt.

Meine Kusine machte Urlaub an der Küste, und ich konnte sieh und ihren kleinen Sohn besuchen. So ein kleiner Butscher von anderthalb Jahren macht einen vergessen, was einen bedrückt. Und so hatten wir einen sehr unterhaltsamen Nachmittag am Strand. Sogar ein Bierchen im Liegestuhl der Strandbar war drin – perfekt!

Seit Juni war auch der Sport wieder möglich, mit Terminabsprache zwar, aber immerhin. Mein Sportbetrieb ist eine Physio-Praxis, in der man auch Gerätetraining machen kann. Im Zuge der Hygiene-Vorschriften waren die Geräte nun in allen drei Kursräumen aufgestellt. So ergab es sich ganz häufig, dass ich mutterseelenallein in einem Raum mein Training absolvieren konnte, statt wie sonst im voll belegten Kursraum. Für mich eine sehr angenehme Sache. Und im März hatte nebenan eine neue Eisdiele eröffnet – so gab es öfter ein sehr leckeres Franzbrötcheneis zur Belohnung nach dem Sport.

Außerdem habe ich etwas Neues ausprobiert: der bekannte und sehr extravagante Strickdesigner Stephen West bot Workshops als Zoom-Meetings an, für überschaubare 20 EUR. Als Live-Veranstaltung kostet so ein Workshop beim Meister ein Vielfaches – und so setzte ich mich einen Samstag Nachmittag in eine internatinale Zoom-Konferenz und erfuhr auf sehr unterhaltsame Weise die Tipps und Tricks von Stephen West. Keine schlechte Sache, muss ich sagen!

August: Hochachtung!

Im August fluteten uns die Touristen aus Deutschland, die sonst im Ausland Urlaub machen, dieses Jahr aber nirgends hinreisen konnte. Die Ostseeküste platzte aus allen Nähten. Es wurde eine Strandampel programmiert – rote Abschnitte bedeuteten: Zu viele Menschen. Diese Abschnitte wurden dann abgesperrt, um die Massen zu den weniger besuchten Stränden umzuleiten. An den Wochenenden wurden auch die Zufahrtsstraßen zu den Strandbädern für Tagesgäste gesperrt. Wer nicht zu den absoluten Frühaufstehern gehört, dem war der Sonntag im Strandkorb verwehrt.

Immerhin, in der Woche am Nachmittag konnte man noch ein Plätzchen ergattern. Einen Nachmittag habe ich mich mit einem Kollegen und dessen Frau Petra getroffen. Sie arbeitet als Intensiv-Krankenschwester in Rheda-Wiedenbrück, und erzählte: „Ich hatte halb Tönnies in der Beatmung.“ Wir erinnern uns – beim Fleischbetrieb Tönnies gab es einen Hot Spot unter den Billiglohn-Arbeitern. Alles kräftige Männer zwischen 40 und 50, und dennoch zum großen Teil mit schweren Verläufen.

Von Petra erfuhr ich dann aus erster Hand, was es wirklich bedeutet, dieses Virus:

Die Beatmungspatienten liegen im künstlichen Koma, müssen regelmäßig im Bett gedreht werden, um die Lunge beim Atmen zu entlasten und Wundliegen zu verhindern. Dazu benötigt man im Idealfall vier Leute – Petra und ihr Team haben eien Methode entwickelt, wie es auch zu zweit geht. Denn es fehlt nicht nur an FFP3-Masken, sondern auch an Personal. Die vielen Beatmungsgeräte und Intensivbetten helfen uns nämlich nur solange, wie auch ein gesunder Mensch bereitsteht, der die Patienten versorgen kann. In Petras Fall – und damit sicher gültig für alle Intensivpfleger – bedeutete das: wochenlanges Durcharbeiten ohne freie Wochenenden, 10Stunden-Schichten in Schutzkleidung, in der man schwitzt wie Teufel. Aber man trinkt nicht, damit man nicht dauernd zur Toilette muss: man müsste sich ständig aus der Schutzkleidung herauspulen und anschließend wieder neu einkleiden – dafür ist keine Zeit. Und wenn Petra nicht aufpasst, einen Moment unkonzentriert ist, kann ein Mensch sterben.

Mir sind in diesem Gespärch ganz viele Leuchten aufgegangen. Es ist etwas völlig anderes, die anonymen, sachlichen Berichte im Fernsehen oder in der Zeitung aufzunhemen, als wenn man jemendem gegenübersitzt, der seinen Job mit Liebe und Leidenschaft ausführt und emotional aus erster Hand berichtet, was da los ist auf den Intensivstationen. Mit ein bisschen Klatschen vom Balkon ist es da nicht getan, finde ich.

September: Endlich eine neue Kulisse

Im September stand ein weiterer Urlaub an, und hier sind wir tatsächlich ein paar Tage verreist. Nämlich in meine alte Heimat, den Mittelrhein.

Eine ganz neue Erfahrung, die Gegend mal durch die Touristenbrille zu betrachten. Und ich konnte einen lang gehegten Wunsch erfüllen: Einmal über Deutschlands größte Hängebrücke, die Geierlay, gehen. Aufgrund der Abstandsregeln gab es dort zwar eine Einbahnstraßenregelung, und der Herzensmann weigerte sich, mich zu begleiten, aber ich fand es absolut super da oben in der Luft!

Auch ein Besuch auf der Marksburg und der Loreley war drin, und sogar Oma konnte im Heim besucht werden, vor dessen Tür wir dann ihren 95. Geburtstag ein bisschen nachfeierten.

Mittelrhein - Weltkulturerbe - Loreley - Oberwesel

Die zweite Urlaubswoche verbrachten wir wieder zu Hause: Ein neues Sofa wurde angeschafft, und nachdem die Touristemassen von der Küste wieder abgereist waren, ergaben sich noch einige Spätsommertage, an denen man schön am Strand sein und baden konnte. Abgebadet habe ich tatsächlich am 25. September!

Außerdem habe ich sehr viel gestrickt. Meine Anleitung für die Strickjacke LONI entstand in diesen Wochen, und ich habe zwei weitere Modelle für die Sommerkollektion von Pascuali gestrickt.

Oktober: Ich bin ein Clown

Eigentlich hätte unsere Nichte im Oktober auf Rügen heiraten wollen. Natürlich musste auch das Fest in seiner ursrpünglich geplanten Form ausfallen. Da die Zimmer aber schon gebucht und auch der Urlaub genehmigt war, fuhren der Herzensmann und ich trotzdem. Und es war ein perfekter Kurzurlaub: Bei für die Jahreszeit sehr anständigem Wetter erforschten wir die Kreidefelsen von Wasser und vom Land her, und konnten sogar den ersten Punsch des Jahres im Strandkorb bei voller Sonne genießen. Ich fühlte mich wie Frederick,(*) die Maus: Sonne und Farben tanken für die dunkle Jahreszeit!

Jahresrückblick 2020 - Rügen - Kreidefelsen - Hiddensee

Gleich im Anschluss durfte ich das abholute Highlight des Jahres erleben: Im Rahmen eines Bildungsurlaubs habe ich einen Clownworkshop besucht.

Was war das für ein Spaß! Und was war das für eine tolle Gruppe!

Den Workshop habe ich ohne besondere Zielsetzung gebucht. Ich will keine Clownsfigur entwickeln, das schafft man auch unmöglich in nur einer Woche, aberich war der festen Meinung, dass man aus den Techniken, die man dort lernt, auch eine Menge für den Alltag mitnehmen kann.

Und so war es auch. Das Größte, was ich gelernt habe ist: Naiv sein. Dinge auf sich zukommen zu lassen, und dann erst überlegen, wie man reagiert. Achtsam sein auf andere und mit der eigenen Reaktion auf sie eingehen. Dinge und Menschen genau beobachten. Improvisieren. Ertragen, dass Dinge nicht so laufen, wie man sich das vorstellt – Scheitern ist nicht schlimm! Auch dumm sein kann äußerst entlastend sein. Und habt ihr schon mal einer Klimaanlage eine Liebeserklärung gemacht? Probiert es mal!

Meine Lieblingsübung verrate ich euch hier:

Zwei Teilnehmer stehen einander gegenüber. Beide spielen einen Hund. Zwischen ihnen ists eine Barriere, die einen Gartenzaun darstellt. Die Szene, die gespielt wird, ist also: Zwei Hunde treffen sich am Zaun und verteidigen ihr Revier. Dabei rennen sie auf und ab, bellen laut und beschimpfen sich aus vollem Hals.

Probiert das mal aus – ihr werdet sehen: nach zwei Minuten ist man völlig ausgepowert vom Schreien und Toben (und Lachen), und gleichzeitig total entspannt, weil man so viel Druck und Aggresion losgeworden ist.

Gegenüber von unserem Kursaum waren die Büros der Sparkasse. Anzugträger standen in ihren Kaffepausen mit dem Becher in der Hand an den Fenstern und schauten fassungslos in unseren Übungsaum, in dem ständig der Bär tobte. Was für ein lustiger Gegensatz!

Ich bin so dankbar, dass diese Woche stattfinden konnte und nicht AUSGEFALLEN ist. Natürlich gab es Einschränkungen und es galten die üblichen Abstands – und Hygieneregeln. Aber aus heutiger Sicht ist es ein echtes Geschenk, dass ich diesen Kurs machen konnte!

November: Neues ausprobieren

Eines hat 2020 meiner Meinung nach auf jeden Fall geboostet: Online-Veranstaltungen. Gefühlt hat sich der ganze Globus zusammengeskypt oder -gezoomt, beruflich wie privat. Auch Konferenzen wurden ins Web verlagert – und so nahm ich an der Online-Konferenz #2021 mit Plan teil, die Anne Häussler für Unternehmerinnen und Expertinnen organisiert hat.

Zwei Tage lang gab es Vorträge zu vielerlei Themen, wie zum Beispiel Vereinbarkeit von Selbständigkeit und Familie, Marketing für leise Unternehmerinnen, Pinnen mit Plan – und eine Einführung in die Content-Planung für 2021.

Mir geht es ja im Vorfeld von solchen Veranstaltungen immer so, dass ich förmlich vor Hochachtung erstarre vor den Personen, die da auf der Bühne stehen und als Experte zu ihrem Thema vortragen. In der Online-Umgebung dieser Konferenz empfand ich das zwar auch so, denn alle Vortragenden haben natürlich makellose Profile in den sozialen Medien. Aber im Gegensatz zu den perfekt organisierten realen Konferenzen ging es hier wunderbar entspannt zu. Mal streikte die Technik, oder das Licht war schlecht, das Bild ruckelte, und man schaute in das eine oder andere Wohnzimmer statt auf eine gestylte Bühne. SO erfrischend! Den Inhalten tat das keinen Abbruch, und da ich zur Zeit mit allen Sinnen auf Empfang gestellt bin, konnte ich viel aus dieser Konferenz mitnehmen.

Unsere Gastgeberin und Mentorin für diesen Rückblick beschreibt ebenfalls in ihrem Post, wie sich ihr Business-Leben digitalisiert hat. Vielen erging das notgedrungen so – habt ihr euch daran gewöhnt? Und wie ist eure Meinung zu den dauernden Video-Konferenzen und E-Learnings?

Auch ich selbst hatte meinen Auftritt in der Online-Welt: nämlich beim Yarncamp, das normalerweise immer Anfang November in Farnkfurt stattfindet. Natürlich ist die „reale“ Veranstaltung – genau – AUSGEFALLEN. Über Zoom aber konnte sie stattfinden, und ich hielt im Auftrag der Firma Pascuali einen Vortrag zum Thema nachhaltige Alpakawolle. Hier seht ihr mein „Sendestudio“:

Da ja ab November auch die Sportstudios wieder schließen mussten, habe ich noch etwas Neues ausprobiert: Ich habe mir Walking-Stöcke zugelegt und drehe seither regelmäßig meine Runde im oder ums Dorf. Wie gut die frische Luft tut! Und durch die Arbeit im Home Office gab es die Flexibilität, bei Tageslicht rauszugehen. Gerade im finsteren November war das ein willkommener Stimmungsaufheller. Auch dieses Gefühl haben sicher viele erlebt, die sich notgedrungen andere Formen der Bewegung gesucht haben. Judith zum Beispiel hat eine total abgefahrene Aktion „Händständ your Business“ entwickelt.

Dezember: Eine Tür schließt sich

Vor dem Dezember hatte ich das ganze Jahr über Respekt. Denn damit verbunden war das Ende meines Jobs nach 13 Jahren aufgrund der bereits erwähnten Umstrukturierung. Die Arbeit von meinem Team wurde nach Polen verlagert, ein halbes Jahr hatten wir die neuen Kollegen eingearbeitet. Für mich, die ich meinen Job immer mit viel Leidenschaft ausgeübt habe, war diese Zeit emotional sehr anspruchsvoll. So stand mir der Abschied wirklich bevor.

Am 9. Dezember war es so weit – und alles, was ich verspürte war: Erleichterung. Darüber, dass dieses Kapitel nun endlich ein Ende findet. Darüber, dass nun Kopf und Herz frei werden können für etwas Neues. Was das Neue sein wird? Wer weiß. Aber ich bin sicher: Wenn sich eine Tür schließt, wird sich eine andere öffnen.

Aktuell schwanke ich: Mache ich das Gleiche wie bisher, sprich: Customer Service, und bleibe in meiner Komfortzone? Oder wage ich etwas Neues, eventuell auf eigene Faust, und starte eine Karriere als Virtuelle Assistenz? Erste Weichen dazu sind bereits gestellt, ich muss mir nur ein Herz fassen.

Mein Jahr in Zahlen

Ein bisschen Statistik möchte ich noch mit euch teilen, dabei geht es um meine zahlreichen Hobbies:

2020 habe ich

  • 37 Bücher gelesen. Meine Lieblinge darunter:  „The No.1 Ladies‘ Detective Agency“ von Alexander McCall Smith, dieses Jahr war Band 20 dran – „To The Land of Long Lost Friends“ (*)„Die Stunde, in der Europa erwachte“(*) von Kurt Oesterle fand ich sehr berührend und erstaunlich aktuell mit seinem Blick auf Europa unmittelbar nach dem 1. Weltkrieg, und „Unsere Seelen bei Nacht“ (*)von Kent Haruf ging mir ebenfalls sehr zu Herzen.
  • 41 Blogposts veröffentlicht. Darunter sind zwei neue Kategorien entstanden. Zum einen „Im Interview“ – hier interviewe ich in loser Folge Strickdesignerinnen. Zum anderen „Auf der StrickCouch“ – hier gebe ich Stricktipps aus meiner Trickkiste.
  • 25 Strickprojekte beendet, darunter 5 Modellstricks und 7 eigene Designs. Für drei davon muss ich noch die Anleitungen fertig schreiben, dann sind sie auf Ravelry zu kaufen.
  • Mein Lieblingsteil dabei ist momentan ganz eindeutig der Schal Amazonia – den trage ich zur Zeit fast dauernd. Draußen als Schal, drinnen als wärmende Stola.
  • Dafür habe ich 17.000 m Garn verstrickt. Ca. 14.800 m sind in diesem Jahr zu meinem Garnvorrat dazugekommen. Per Ende Dezember sind nun 25.000 m in meinem Wolle-Lager. Keine ganz so schlechte Bilanz für meine Wolldiät.
  • Ich habe 19 größere Nähprojekte beendet, vorwiegend Kleidung für mich oder zwei kleine Menschlein aus meinem Familienkreis. Mein Lieblingsstück dabei war eindeutig der bunte Zadie-Jumpsuit.
  • Dabei habe ich etaw 28 m Stoff vernäht. Allerdings auch 33.8 m neu gekauft. Mit meiner Motivation zu nähen ist es dieses Jahr nicht so weit her gewesen. Aber wer braucht in Zeiten von Home-Office und Extrem-Couching auch dauernd neue Kleidung?
  • Auf Instagram freue ich mich inszwischen über mehr als 1150 Follower 🙂

Meine Wünsche für 2021

Mein größter Wunsch ist aufgrund meiner aktuellen Situation natürlich der nach einem neuen Job, der mich genauso erfüllt (aber vielleicht etwas weniger stresst) wie der alte.

Ein ebenfalls großer Wunsch ist natürlich, dass dieses Virus unter Kontrolle kommt. Wie gesagt, sind die Kontaktbeschränkungen oder das Home Office für mich kein so großes Problem. Aber ich möchte sehr gerne wieder etwas mehr Normalität im Leben, wie z. B. 600 km Bahn fahren, um meine Oma im Heim zu besuchen.

Und – drei Wünsche darf man haben – als drittes wünsche ich mir, dass ich kreativ wieder in Schwung komme. Obwohl (oder vielleicht auch weil) das Jahr so reizarm war, fühlt es sich an, als sei mein kreatives Auge blind. Irgendwie ist der Pep raus, und es ist, als steckte ich in einem dicken Morast, in dem man nur gaaaaanz langsam vorwärts kommt. Dieses Gefühl kann ich gar nicht leiden und will es gern wieder loswerden!

Und deshalb ist mein Motto für 2021: ENTDECKE DIE MÖGLICHKEITEN!

Fazit über 2020

Beim Schreiben dieses Blogposts ist mir sehr deutlich geworden, dass die Nachrichtenlage fast das ganze Jahr über sehr dramatisch war und sich dies auf die subjektive Stimmung bei mir negativ ausgewirkt hat. Mein persönliches Jahr jedoch hatte bemerkenswert viele Highlights zu bieten. Das zu erkennen, gefällt mir sehr!

Ich hoffe, ich habe Dich mit meinem langen Rückblick nicht gelangweilt. Vielleicht konnte ich dir den einen oder anderen spannenden Denkanstoß liefern? Dann lass mir gerne einen Kommentar da!

Ich wünsche Dir einen guten Start ins neue Jahr, Elan, positive Spirits – und bleib vor allem gesund!