Luftige Schnäppchenbluse beim Kunsthandfest

Luftige Schnäppchenbluse beim Kunsthandfest

25. Mai 2016 4 Von FrauSonnenburg

Heute ist Mottotag beim MMM – es geht tierisch zur Sache!

Meine arderbe kann mit Animalprint so gar nicht dienen. Ich besitze weder Schlange, Leo, Zebra oder Tiger. Mit Katzenhaaren an der Hose kann ich höchstens dienen. Animal ist ein Trend, demich mich bisher total entzogen habe. Wo ich doch eine Musterphobie habe! (Außerdem habe ich eine Schwiegermutter, die QVC liebt und sehr gern die Polyestershirts mit Animalprint trägt – das ist nicht geeignet, mich an diese Muster zu wagen…) Auch Tiermotive sucht man bisher vergeblich bei mir, das ändert sich aber gerade. ich habe zwei Kleider mit Vogelmotiven zugeschnitten, und ein Nachthemdchen mit lustigen Kätzchen. 

So kann ich heute nichts zum Thema beitragen. Immerhin ist meine Bluse mit Blumen bedruckt, was ja wenigstens mit Natur zu tun hat, und das Originalmodell sah tatsächlich Leodruck vor.

Beim Nähwochenende auf Schoss Noer hatte ich mir ein PlanB-Projekt eingepackt, für den Fall, dass meine Trenchjacke entweder flugs fertig wird, oder ich sie vor Verzweiflung in die Ecke werfe.
Das PlanB-Projekt war eine leichte Bluse nach dem Schnitt „Leo Bohemian“ aus Ottobre 5/2013 (nach wie vor meine Lieblingsottobre, für mich ist sie wirklich sehr ergiebig!)

Plan B trat nicht ein, der Trench wurde gerade so eben fertig und wird
seither gern und oft getragen. Die Bluse lag aber seither zugeschnitten
in der Stoffkiste, und wider Erwarten klopfte der Frühling auch hier im
Norden an die Tür. Also musste das Blüschen schnell genäht werden.

Als Stoff habe ich einen ganz herrlich leichten Baumwollbatist beim
Ausverkauf des örtlichen Stoffladens ergattert, weiß mit
Blumenornamenten in Zartrosa, für sagenhafte 4 EUR den Meter. Mit 1.5 m
bin ich für die Bluse gerade so ausgekommen, das Bindeband musste ich
dabei stückeln, da es im schrägen Fadenlauf zugeschnitten gehört.
Paspelband und Knöpfe hatte ich im Bestand – also war der
Materialaufwand wirklich gering – und damit auch der Verlust, falls das
Projekt scheitern sollte.

„Mal schnell“ ist bei mir so gut wie nie was genäht. Auch dieser scheinbar einfache Schnitt birgt für mich einige Herausforderungen. Denn bei dieser Bluse werden die vorderen Schulterpartien, die Ärmel und auch die Rückseite unterhalb der Passe gekräuselt. Das ist mir bisher noch nie zufriedenstellend gelungen. Außerdem haben die Ärmel Schlitze und Manschetten mit Knopflöchern – wo ich doch unter Knopflochphobie leide…

Wie ihr an den Bildern sehen könnt, ist die Bluse trotz aller Befürchtungen gelungen. Beim Nähen auf Noer habe ich den Tipp bekommen, die Oberfadenspannung auf 0 zu stellen und mit der längsten Stichlänge zu nähen. Dann den Unterfaden stramm ziehen, und schon kräuselt sich der Stoff.
Klingt einfach, und ist es eigentlich auch. Allerdings sollte man drauf achten, den Unterfaden nicht rauszuziehen. Und nach dem Kräuseln sollte man auch die Oberfadenspannung neu einstellen, denn ein lockerer Oberfaden ergibt keine tollen Nähte… Wieder einmal näherte ich mich dem Projekt mit der Technik „Learning by Burning“.

Nach ein paar Pannen erzielte ich schließlich brauchbare Ergebnisse. Ein Lob für den Ottobre-Schnitt: die Kräuselzeichen sind alle gut markiert (und ich habe sie aufs Schnittpapier UND den Stoff übertragen), alles passt logisch zusammen und die Anleitung ist sehr gut verständlich. Was ich allerdings schwierig fand war, die stark gekräuselten Ärmel einzusetzen. Hier brauchte ich drei Anläufe pro Ärmel, da das gekräuselte Stück über der Schulter sehr aufträgt. Einen Ärmel habe ich sogar nach der Anprobe noch mal rausgetrennt, neu gekräuselt und neu eingesetzt. Aber irgendwann war ich auch hier zufrieden. Wesentlich dicker als mein Batist sollte das Material bei dem Schnitt jedoch nicht sein, denke ich.

Das Bindeband am Halsausschnitt machte mir weitere Probleme. Laut Schnitteilübersicht sollte es ein 2cm breiter Streifen sein. So habe ich zugeschnitten. Beim Annähen (wie ein Schrägband erst von links, dann von rechts) jedoch fand ich das deutlich zu schmal. An Stellen, wo mehrere Stofflagen aufeinandertreffen, insbesondere vorn an der Paspel, reicht das schmale Stöffchen einfach nicht. Ich habe es dann teilweise mit der Hand angenäht.

Die Ärmelschlitze und die Manschetten ließen sich gut anfertigen, das Material war hier ein echter Pluspunkt, da überhaupt nicht glitschig, sondern schön griffig. Doch dann – die Knopflöcher…

Ich habe eine Maschine, die sechs verschiedene Knopflochprogramme hat. Dazu einen meiner Meinung nach total überdimensionierten Knopflochfuß, in den man den Knopf einspannt. Allerdings habe ich bis heute kein einziges vorzeigbares Knopfloch mit der Maschine zuwege gebracht. Ich habe nicht einmal die Logik der Programme verstanden, so dass ich nicht fähig bin, die Startmarkierung so zu setzen, dass der Anfang des Knopflochs dort sitzt, wo ich ihn haben will. Die blöde Maschine näht immer erst ein Stück nach vorn, bevor sie dann den Zickzack fürs Knopfloch nach hinten beginnt… und üblicherweise frisst sie sich auf dem Rückweg fest.
So auch diesmal.
Ihr könnt euch den Frust sicher vorstellen, wenn wirklich auf die letzten Meter ein Kleidungsstück ruiniert wird, weil die Maschine zickt. Anfragen in der entsprechenden Facebook-Gruppe brachten leider auch keine Erhellung. Also habe ich das Knopfloch mühsam und vorsichtig aufgetrennt (hier erwies sich der zarte Batist als echter Nachteil), meine alte Brother hervorgekramt und mit deren manuellem Knopflochprogramm endlich und ganz einfach ein vorzeigbares Knopfloch produziert:

Und beim anderen Ärmel gleich noch eines. Meine Lehre daraus: Was nützen schöne Knopflochprogramme, wenn sie das Kleidungsstück verderben. Lieber ein nicht so formschönes Knopfloch, das funktioniert (und auch nicht um Längen zu groß ist).

Am Himmelfahrstag wurde bei angenehmen 20°C das Blüschen dann zum Kunsthandfest ausgeführt.

 Sie sitzt angenehm locker, ist total luftig und sehr schön zu tragen.

Die Ärmel sehen aus, als seien sie entweder zu lang oder zu kurz geraten, aber wenn man sich das Modellfoto ganz oben ansieht, dann scheint das gewollt zu sein.

Auch hinten fällt sie dank des leichten Materials sehr schön, wie ich finde. Steifere Stoffe haben bei meinem Hohlkreuz leider die Eigenschaft, dass sie ganz unschön abstehen. Wenn möglich, löse ich das mittels eines Bindebands im Rücken oder einem eingezogenen Gummizug – das war hier aber gar nicht nötig. Und wer genau hinsieht, kann den Beginn des ersten Sonnenbrandes der Saison erkennen – ich brauche nämlich immer eine Weile, bis ich wieder begriffen habe, dass bei hellen Typen wie mir Sonnenschutz doch angesagt ist…

Ich bin jedenfalls ganz zufrieden mit dem neuen Mitglied in meinem Kleiderschrank. Eines jedoch ist mir aufgefallen- man sollte ein Hemdchen druntertragen, aber ich habe keines, dass zum Ausschnitt der Bluse passt. Da muss ich mir wohl eines nähen…

Hier noch mal die Eckdaten:
Schnitt: Leo Bohemian aus Ottobre 5/2013
Stoff: 1.5 m Baumwollbatist
Änderungen: Keine. Beim nächsten Mal würde ich allerdings schmäleres Paspelband verwenden, den Ausschnittbeleg nicht verstärken, das Bindeband mindestens 4 cm breit zuschneiden oder Schrägband verwenden, und evtl die Ärmel 5cm kürzen.

Und jetzt wandert meine erste richtige Frühlingsproduktion 2016 zum virtuellen Laufsteg des MeMadeMittwoch – allein das Teamfoto der Gastgeberinnen fetzt schon total!