MeMadeMittwoch: Morris Blazer von Grainline Studios

MeMadeMittwoch: Morris Blazer von Grainline Studios

2. März 2022 14 Von FrauSonnenburg

Hallo März! Wir begrüßen ihn mit dem traditionellen MeMadeMittwoch, ich zeige heute den Morris Blazer von Grainline Studios.

Sicher aber fragt ihr euch auch, ob es „richtig“ ist, angesichts der aktuellen Weltlage. Mir wachsen die Dinge ehrlich gesagt ein wenig über den Kopf: der Krieg in der Ukraine mit seinen unabsehbaren Folgen, der Klimawandel, von dem kaum noch jemand spricht, und – ach ja – Corona ist ja auch noch.  Ich finde es daher richtig im Sinne der Selbstfürsorge, sich auch mit banalen, trivialen Themen zu beschäftigen. Das bedeutet nicht, dass mich die genannten ernsten Themen nicht berühren, beängstigen und beschäftigen. Doch mein Hirn braucht angesichts all der schlimmen Bilder hin und wieder eine Auszeit. 

Und mit unseren kreativen Hobbies sind wir nicht nur oberflächlich unterwegs, sondern wir schaffen Dinge und tun uns (und oft auch anderen) damit Gutes. Was meinst Du, wie ist Deine Meinung?

Nun aber zum eigentlichen Thema dieses Posts, dem 

Morris Blazer

Morris-Blazer - Grainline Studios - Schnittzeichnung

Seit der Schnieken Wiebke bin ich Fan von Sweatblazern: Sie sind bequem und pflegeleicht, nicht so aufwändig zu nähen, lassen sich zu allem kombinieren und kleiden gut, ohne dass man das Gefühl hat, overdressed zu sein. 

Für mich das perfekte Kleidungsstück!

Nach meinen vier Wiebkes (hier in blau, gelb, rot und einer Leinenversion) war mir allerdings einmal nach einem anderen Schnitt. Und nach einem schwarzen Blazer.

 Schon vor Jahren habe ich bei Dennmanto den Morris Blazer von Grainline Studios gesehen und mir auf die Merkliste gesetzt. Die offene Version und der drapierte Kragen gefielen mir sehr. Letztes Jahr lief mir der Schnitt bei Instagram noch einmal über den Weg, wurde gekauft und gleich geplottet. Auch passender schwarzer Romanit zog im Vorrat ein. Im Januar wurde der Blazer dann schließlich genäht. 

Die Anleitung zum Morris Blazer

Was mich bei meiner ersten Begegnung mit dem Schnitt – das war 2017 – abgehalten hat, ihn zu kaufen und zu nähen war die Tatsache, dass die Anleitung nur auf Englisch erhältlich ist. Inzwischen habe ich aber viele Schnitte nach englischen Anleitungen genäht und damit im Großen und Ganzen sehr gute Erfahrungen gemacht und sogar einiges gelernt. 

Ein erster Pluspunkt für den Morris Blazer: Den Schnitt gibt es als A4-Version zum Druck zu Hause, aber auch als A0-Datei. Für mich ein absolutes Must-Have. Schließlich will ich nähen und nicht basteln. 

Morris Blazer - Grainline Studios - schwarter Jerseyblazer - Schalkragen

Auch die Anleitung punktet: sie ist sehr klar strukturiert, gut verständlich und tatsächlich recht simpel.

Die Stoffangaben allerdings sind mehr als großzügig. Für meine Größe 14 sind 1.80 m angegeben, gebraucht habe ich nur 1,50 m. 

Es gibt einen Zuschneideplan, ausführliche Maßtabellen für Körper- und Fertigmaße, gut verständliche Skizzen und knappe Texte ohne Schnickschnack.

Der Blazer lässt sich ganz entspannt wegnähen: an einem Nachmittag war er fertig (ok, allerdings nicht sehr gut gebügelt). 

Grainline Studios - Morris Blazer - Innenbeleg

Ganz besonders raffiniert finde ich, dass Kragen, Halsausschnitt und Saum mit einem kompletten Beleg verstürzt werden.

Was bei der Schnieken Wiebke tatsächlich ein bisschen fummelig war – nämlich den Saum mit einem eigenen Beleg zu verstürzen – geht hier in einem Rutsch vonstatten.

Und tatsächlich passen auch alle Teile aufeinander. Perfekt!

Ein paar Worte zur Passform

Morris Blazer - schwarzer Sweatblazer - Tragefoto

Auf diesem Foto sieht man schön den lässigen Fall des Schalkragens. Dieser fällt ganz von allein und braucht höchstens einmal gut in Form gebügelt zu werden. 

Bei genauem Hinschauen allerdings sieht man, dass ich die Schultern gern etwas schmäler hätte zuschneiden können. Daraus ergibt sich das Zuviel an Stoff zwischen Arm und Brustpunkt und die etwas sackige Form. 

Die ursprünglich Dreiviertellangen Ärmel habe ich um 5 cm verlängert und mit einem Beleg verstürzt. So ist die Ärmellänge perfekt für mich: Kalte Handgelenke lassen mich immer frieren. 

Morris Blazer - Grainline Studios - geteilte Rücknaht - Jerseyblazer

Auch hier sieht man die zu breit geratenen Schultern – das muss ich beim nächsten Mal wirklich anders machen. 

Woher allerdings die derbe Falte links am Rücken kommt, ist mir ein Rätsel – rechts tritt sie nicht auf, und ob ich wirklich so krumm stehe? Zuppeln und ziehen hat nichts geholfen – bei der Anprobe während des Nähens allerdings waren mir die Falten nicht aufgefallen.

Auch ist mir nicht klar, wie bei einem offen getragenen Blazer, der vorn großzügig fällt, solche Stauchfalten am Saum auftreten können. Hat eine von Euch dazu eine Idee? 

Ein bisschen Stoff hätte ich auch an der hinteren Teilungsnaht noch wegnehmen können. 

Fazit zum Morris Blazer

Morris Blazer - Grainline Studios - schwarzer Jerseyblazer - Tragefoto - Issho Shawl

Bei allen oben aufgeführten Mängeln bin ich dennoch mit dem Blazer zufrieden.

Wahrscheinlich verhält es sich wie mit vielem Selbstgenähten: Wir haben den absoluten Anspruch zur Perfektion.

Der Blazer ist sehr bequem, der Stoff ist allerdings nicht zu dick, sondern eher was für den beginnenden Frühling (trotz der schwarzen Farbe).

Zum Blazer trage ich übrigens die Hose Tapered Cut aus Ottobre 5/2015, genäht im Winter 2020, und dazu den Issho-Schal, mein neuestes Strickdesign. Diese Kombination hat, finde ich, durchaus Büro-Potenzial – was meint ihr? 

Verlinkt zu MeMadeMittwochLieblingsstücke – Handmade Monday