
Pietra Pants + Schnieke Wiebke = ein Sommeranzug
Willkommen zum MeMadeMittwoch im August! Hier bei uns im Norden war der Sommer bisher noch nicht so vielversprechend, und so zeige ich euch heute ein zwar sommerliches Outfit, das aber auch für kühlere Tage geeignet ist: Ein Sommeranzug, bestehend aus der Pietra Pants und dem Blazer Schnieke Wiebke, genäht aus Webware.
Die Idee zum Anzug
Aus einem Kaufanzug aus blaumelierter Baumwolle, den ich ganz gern getragen hatte, war ich „herausgewachsen“. Als ich im Stoffgeschäft fast genau den gleichen Stoff fand, war klar: Ich nähe einen Anzug. Bestehend aus einer Hose und einer Jacke. Und zwar genau aus diesem Baumwoll-Leinen-Gemisch. Viereinhalb Meter nahm ich mit nach Hause.
Hose + Jacke = Anzug
Es folgte die Überlegung, welche Schnitte ich verwenden will. Für die Hose war die Wahl schnell getroffen: Die Pietra Pants von Closet Core Patterns sollte es sein. MariaBarbara hatte eine schöne Version genäht und genau beschrieben. Da Hosen ja mein erklärter Angstgegner sind, und die Pietra Pants ohne Reißverschluss auskommt, schien sie mir gut zu bewältigen.
Schwieriger war die Auswahl für die Jacke. Mein erster Impuls war, die heißgeliebte Schnieke Wiebke, von der ich bereits drei Versionen aus Wirkware habe (hier in blau, gelb und rot), einfach in Webware zu nähen. Vorteil: erprobter Schnitt ohne böse Überraschungen, Schnitt vorhanden und kopiert. Fragezeichen: Wie verhält sich die Passform bei nicht elastischem Stoff? Nach einigen Überlegungen (und mangels guter Alternativen) entschied ich: Versuch macht kluch.
Somit stand mein Ensemble zumindest in Gedanken.
Pietra Pants
Wie gesagt, hatte mich MariaBarbara mit ihrer schmalen Variante des Schnitts angefixt (nach dem Somerset Shirt schon das zweite und – Spoiler! – nicht das letze Mal). Da der Schnitt mit 16 USD recht teuer ist, zuckte ich noch einmal ob des Preises. Allerding gibt es quasi drei Modelle für eins: Der Schnitt enthält eine Variante mit weitem und schmäler geschnittenen langem Bein und eine Shorts. So wanderte der Schnitt in den Einkaufskorb, wurde geplottet und dann wurde umgehend zugeschnitten.

Der Schnitt ist recht einfach: Das vordere Hosenbein ist längs geteilt. Damit kann zum einen die Weite sehr einfach zwischen den Größen gradiert werden. Dies ist in der Anleitung sehr ausführlich beschrieben. Zum anderen hält die Teilungsnaht zusammen mit der Seitennaht die riesige Eingrifftasche fest – eine ganz einfache, geniale Konstruktion. Der vordere Bund ist mit Belegen versehen, im hinteren Bund verläuft ein breites Gummiband.

Die Nähanleitung ist wirklich toll. Sehr sehr detailliert, mit Auflageplänen für alle Größen und verschiedenen Stoffbreiten, ganz genauen Erklärungen z. B. zur Untersteppnaht, Nähen im Nahtschatten und verblüffend einfachen Techniken beim Zusammensetzen der Einzelteile. Auf den Schnittteilen selbst sind Markierungen zur Längenanpassung angebracht. Alle Schritte sind dazu sehr gut illustriert und damit hervorragend nachvollziehbar. Ein ganz dickes Lob an die Autoren, die haben hier eine tolle Leistung erbracht!
So war die Hose an sich schnell und sehr einfach genäht. Besonders die saubere Innenverarbeitung gefällt mir sehr!

Allerdings gibt es einen Makel an der Konstruktion: Man kann eine zuverlässige Anprobe erst dann machen, wenn das Gummiband hinten eingezogen ist. Also ganz am Ende. Vorher sind Anproben nicht aussagefähig, da die Hinterhose enorm Weite bietet, die mit einem vergleichsweise kurzen Gummiband in Form gebracht wird. Stellt man Mängel in der Passform fest, muss man entweder trennen oder damit leben.
Ein paar Worte zur Passform
Die Größe habe ich anhand meiner Taillen- und Hüftmaße aus der Maßtabelle ausgewählt. Die Bundhöhe habe ich um 4 (!) cm reduziert, da mir die Hose sonst wie bei Obelix gleich unter der Brust gesessen hätte.
Das Gummiband für den hinteren Hosenteil wird am Körper abgemessen und dann ganz schlau am hinteren Bund befestigt. In meinem Fall rafft es im Rücken eine enorme Menge an Stoff zusammen, die leider zwischen Taille und Hüfte zum Beulen neigt – und ist immer noch etwas zu lang. Insgesamt hätte ich an der Hüfte locker eine Größe kleiner, in der Taille zwei Größen kleiner nähen können. Den Tunnel mit dem Gummizug noch einmal abzutrennen und Weite an der hinteren Mittelnaht herauszunehmen, konnte ich mich noch nicht entschließen. So sitzt Pietra sehr locker. Zumindest trägt sie sich so sehr bequem. Vielleicht werde ich die Beine noch etwas enger nähen.

Auch der Stoff ist vielleicht nicht die beste Wahl gewesen, denn beim Tragen gerät er tagsüber doch ein bisschen aus der Form, Pietra weitet sich dann noch mehr. Dennoch wird dies nicht meine letzte Pietra gewesen sein. Die bequemen Taschen sind super, und in der Anleitung ist auch beschrieben, wie man einen seitlichen Reißverschuss einsetzen kann, um die Passform zu verbessern. Das werde ich beim nächsten Mal ausprobieren in Verbindung mit der Variante mit dem weiten Bein.

Schnieke Wiebke aus Webware
Der Schnitt „Schnieke Wiebke“ von Echt Knorke ist mein Dauerbrenner-Liebling unter den Blazer-Schnitten. Denn Wiebke kommt ohne Futter, ohne Reverskragen und auf Wunsch ohne Knöpfe aus. Die ganz kniffligen Details eines „echten“ Blazers entfallen damit. Und genau deshalb habe ich mich für diesen Schnitt entschieden, auch wenn dieser eigentlich für elastische Stoffe konzipiert ist.

Geändert habe ich Folgendes:
- überall 1 cm Nahtzugabe zugegeben
- mittlere und seitliche Rückenteile im schrägen Fadenlauf zugeschnitten
- Formkragen konstruiert
- Länge um 5 cm gekürzt (so passt der Blazer für mich zu Röcken und zu Hosen)
- Taschen in der kleinsten Größe doppelt zugeschnitten und verstürzt verarbeitet
- Vorderteile miteinander verstürzt statt offenkantig verarbeitet
Als vierte Variante war die Wiebke dann an einem Tag bis auf die Säume und die Ärmel fertig genäht, und auch die Abschlussarbeiten waren problemlos. Auch wenn ich auf dem Foto unten so skeptisch scheue.

Am Schwierigsten war, passende Knöpfe zu finden. Im zweiten Anlauf fand ich schließlich welche – nun fehlen an der wirklich fertigen Wiebke nur noch die Knopflöcher, und dann ist sie endlich ganz fertig. Aber auch ohne ist der Blazer durchaus schon tragbar, die drei Vorgänger haben auch keine Knöpfe.
Die Variante aus Webware ist mir prima gelungen, wie ich finde, und das Modell „Sommeranzug“ ist insgesamt recht gut aufgegangen.

Und was habt ihr so genäht?
Wow! Auf die Idee, die schnieke Wiebke aus Webware zu nähen, wäre ich nicht gekommen, aber das Ergebnis ist toll! 🙂
Die Hose gefällt mir auch gut, ich mag die Taschen. Das mit der Weite ist bei Hosen mit Gummizug halt immer so ne Sache …
Toller Stoff, schöne Farbe! Und die schnieke Wiebke kommt in Webware noch besser raus als mit Jersey. Toll gemacht. Hosen mit Gummizug funktionieren (wenn überhaupt) am vorteilhaftes bei Figurtypen mit wenig Hüfte-Taillie-Differenz. wobei ich Dein fertiges Ensemble sehr gelungen finde. LG Kuestensocke
Wunderschön ist Dein Ensemble geworden! Jetzt tut es mir nicht mehr so leid, daß ich Dich zur Pietra-Pants verführt habe, ich freue mich sehr, daß Du mit dem Schnitt so gut klar gekommen bist. Die tollen Anleitungen sind ja auch das, was mich an den Closetcoreschnitten so begeistert. Du hast sicher recht, was Du über die Paßform schreibst, wobei ich mich immer noch frage, ob so eine Gummizughose wirklich eine Paßform haben muß…auf den Bildern sieht Deine Hose eigentlich sehr gut aus , finde ich. Aber ich hatte ja auch noch eine zweite Pietra genäht,bei der ich an der HInterhose einiges an Weite rausgenommen habe, ich hatte die mal irgendwann auf Instagram gezeigt.
Deine Blazerversion finde ich ganz, ganz toll! Gute Idee, die Teile im schrägen Fadenlauf zuzuschneiden, das scheint dann ja die fehlende Dehnbarkeit des Stoffes gut zu ersetzen.
Ganz liebe Grüße, Barbara
Oh wie toll, auch eine Hose mit flachem vorderem Bund. Und ja, ein Sommeranzug steht auch noch auf meiner Liste. Viel Spaß beim Tragen. LG Mandy
Der Stoff gefällt mir auch sehr gut. Du schaust, bis auf dem einem Foto, ganz glücklich in Deinem Sommeranzug aus, mit dem Streifenshirt ist dieser gut kombiniert. Hübsch finde ich die kleinen Streifendetails auf den Taschen der Jacke.
LG
Sandra
Schön! Dein Anzug gefällt mir total. Ich hab sogar eine ähnliche Hose, aus einem sehr ähnlichen Stoff nach einem ähnlichen Schnittmuster. LG, Bettina
Du hast dir einen tollen Anzug genäht. Schade dass die Hose nicht ganz so geworden ist wie du wolltest,die nächste passt dann perfekt.
LG, Heike
Ein Sommeranzug ist wirklich eine tolle Idee gewesen! Und das Ergebnis absolut tragbar und überzeugend! Den Hosenschnitt finde ich – vor allem wegen dr Taschen auch sehr interessant… Den Blazer kannst du sicher auch solo vielseitig kombinieren, aber so mit dem Shirt gefällt mir das ganze Outfit auch total! LG Sarah