Sommer im Somerset Shirt

Sommer im Somerset Shirt

1. Juli 2020 5 Von FrauSonnenburg

Manchmal bin ich echt ein Lemming. Letztes Jahr beim Zadie Jumpsuit bin ich zwar spät, aber immerhin, auf der Welle der Fans mitgeritten. Heute zeige ich euch das nächste Lemming-Werk: Das Somerset Shirt von Maven Patterns.

Das hatte ich im Frühjahr bei MariaBarbara gesehen und war  sofort so angetan, dass ich mir den – nicht so ganz billigen – Schnitt sofort bestellt habe.

Quelle: Maven Patterns

Der Schnitt, erhältlich in UK-Größen 8 – 20 , ist an sich ein unspektakuläres U-Boot-Shirt. Wäre da nicht die Variante mit den Bischofsärmeln – genau das Detail, das mich bei MariaBarbara so in Bann gezogen hat.

Somerset braucht Material

Mein Stoffvorat ist aufgrund der Stoffdiät ziemlich geschrumpft, und ich hatte nichts Passendes im Vorrat für das hübsche Shirt. So kam es mir gerade recht, dass mein Lieblings-Stoffgeschäft coronabedingt seinen Online-Shop aus dem Nichts an den Start gebracht hatte. Im Rahmen eines Unterstützungskaufs hielt u. a. ein wunderbar weicher, blauer Modaljersey in meinem Vorrat Einzug.

Modaljersey für Somerset Shirt

Und weil ich bei Epilele immer so neidisch bin auf ihre tollen Kleidungsstücke mit den hübschen Bündchen von Albstoffe (noch so eine Lemming-Sache), war ich mutig und habe die zum Jersey passenden Leo-Bündchen mitbestellt.

Ein bisschen skeptisch war ich anfangs wegen des Modaljerseys. Meine bisherigen Erfahrungen mit Modal sind eher mau: Zu dünn, zu flutschig, zu „fipsig“. Dieser hier jedoch fasst sich schön griffig an, hat einen etwas schwereren Fall und sieht von der Rückseite aus wie French Terry – also eher wie ein dünnerer, sehr glatter Sweat. Sehr angenehm!

Schnitt und Zuschnitt

Der A0-Plot zu Somerset wurde wie üblich schnellstens geliefert. Achtung – hier kommt Werbung aus purer Überzeugung: preiswertplotten.de ist einfach unschlagbar im Preis und besonders in der Geschwindigkeit. In der Regel läuft es nach dem Motto „heute bestellt – morgen geliefert“ , und das zu wirklich kleinen Preisen. Seither überlege ich mir mehrfach, ob ich wirklich einen Schnitt aus einer Zeitschrift abpausen will (mein letztes Debakel dazu gab es bei der Flamingobluse). Zu Hause Drucken und Kleben kommt für mich nicht mehr in Frage. Schließlich will ich ja nähen und nicht basteln. Schnitte, bei denen keine Plot-Datei im Lieferumfang enthalten ist, kommen mir aus dem genannten Grund auch nicht mehr ins Haus.

Beim Plot sind alle Schnitteile ganz artig nebeneinander abgebildet. Sogar die verschiedenen Ärmellängen je Form und die zwei verschiedenen Bündch sind als separate Teile abgebildet. Klarer Pluspunkt gegenüber der Variante, Schnittlinien auf das Schnitteil zu malen. Man kann sich dann anhand der Einzelteile spielend seine Variante vom Somerset auf den Stoff pusseln.

In meinem Fall waren es auch nur vier Schnittteile – Vorder- und Rückenteil jeweils mit angeschnittenem Kragenbeleg und die beiden Ärmel. Der Zuschnitt war demnach ein Klacks. Da ich die Ärmel ja mit den Leo-Bündchen abschließen wollte, entfielen die Zuschnitte für die Ärmelbündchen. Auffallend beim Zuschnitt aber waren die vielen Passzeichen – diese versprachen ein angenehmes Näherlebnis.

Anleitung und Näherlebnis

Ok, es ist nur ein Shirt. Genäht habe ich es tatsächlich, ohne die Anleitung in Betracht zu ziehen. Aber die Anlietung ist – so man sie denn liest – wirklich lobenswert! Ich habe bisher selten eine so umfangreiche Maßtabelle gesehen: bis hin zum Bizepsumfang sind alle relevanten Maße angegeben, damit kann man sich dann wirklich nicht mehr vertun. Es gibt einen genauen Auflegeplan mit Tipps zum Stoff-Sparen. Als besonderes Extra ist sogar ein kleines Arbeitsblatt enthalten, in dem man den verwendeten Stoff und die verwendeten Stiche katalogisierenn kann. Dazu strotzt der Text nur so vor Hinweisen und Tricks. Für erfahrene Näherinnen mag das etwas übertrieben scheinen, da wir viele von den Hacks schon kennen. Und hey – es ist schließlich nur ein Shirt!

Für Anfänger dagegen sind die vielenn Kniffe allerdings sicherlich wirklich nützlich und dazu gut illustriert. Und als alter Hase kann man immer noch was lernen oder freut sich zumindest an dieser professionell gestalteten Anleitung.

Somerset Shirt - Maven Patterns - Ausschnitt

Der U-Boot-Ausschnitt des Shirts hat angeschnittene Belege, die ganz zu Anfang umgeklappt und mit der Zwillingsnadel fixiert werden. MariaBarbara hatte bemängelt, das dies in ihren Augen nicht die ganz ideale Weise ist und der Ausschnitt vorne etwas nach außen fällt. Ich habe daher den Beleg mit Vlieseline verstärkt, die Schulternähte geschlossen und den gesamten Beleg nach innen geklappt, so dass er ein bisschen mehr auf Spannung sitzt – das hat das Problem ein wenig entschärft, wie ich finde.

Ich habe mir ja die Version mit den Bischofsärmeln ausgesucht. Diese haben die Eigenschaft, dass der Saum des eigentlichen Ärmels sehr weit ist im Vergleich zum angesetzten Bündchen. Ein Versuch, das maximal gedehnte Leobündchen einfach so an den Ärmel zu nähen, ist kläglich gescheitert. In der Anleitung wird der Ärmelsaum mit einem elastischen Unterfaden eingekräuselt. Leider fehlte es mir genau daran, um die empfohlene Methode auszuprobieren. Merke: elastichen Unterfaden besorgen!

Somerset Shirt von Maven Patterns - LeoBündchen von Albstoffe

So musste ich herkömmlich mit zwei parallelen Nähten und sehr loser Fadenspannung einkräuseln, was mir leider nie so ganz gleichmäßig gelingen mag. Dennoch: Das Leo-Bündchen ließ sich schließlich annähen. Lustigerweise ist der dreiviertellange Bischofsärmel mit dem Albstoffe-Bündchen bei mir ein Ärmel in voller Länge.

Auch bei der Länge musste ich ziemlich genau um die Breite des Leo-Bündchens kürzen, um eine für mich passende Gesamtform zu erreichen. Und dann…

… war es fertig, das Somerset-Shirt!

Somerset Shirt von Maven Patterns

Ich bin sehr zufrieden. Durch die Bischofsärmel ist das an sich einfache Shirt etwas Besonderes, und meine Leo-Bündchen peppen es zusätzlich auf. Mit der Stoffwahl bin ich ebenfalls total zufrieden: Der Modal fällt schön, labbert nicht und ist ideal für kühlere Sommertage. Ich kann mir durchaus noch eine schwarze Variante vorstellen, diesemal mit den langen Manschetten, und auch eine Version mit den geraden Ärmeln. Durch seine Schlichtheit ist der Schnitt ja besonders wandelbar, je nach Stoff und Muster.

Mit einem lieben Gruß an Barbara wandert dieser Beitrag nun zum MeMadeMittwoch – bestimmt gibt es hier jede Menge schöner Sommerkleidung zu bestaunen. Ich hingegen entwickele einen Geschmack, der dem von Barbara offenbar sehr ähnelt und habe mich von ihr schon zu zwei weiteren Schnitten verführen lassen. Doch davon wird ein andermal berichtet!