Auf der StrickCouch: Steeken – ganz einfach!

Auf der StrickCouch: Steeken – ganz einfach!

15. Oktober 2019 22 Von FrauSonnenburg

Habt ihr schon einmal gesteekt? Ihr traut euch nicht, oder wisst nicht wie Steeken geht? Hier erkläre ich euch diese Stricktechnik Schritt für Schritt.

Zur Vorgeschichte

Neulich war ich zu Besuch bei Woolness by Claudia, und liebkoste Felted Tweed von Rowan. Ich hätte nämlich gerne einen neuen Loppa-Cardigan. Der alte ist inzwischen schon ziemlich abgeliebt. Und die wunderbare Farbpalette von Rowan Felted Tweed finde ich sehr ansprechend für ein Projekt mit Norwegermuster.Loppa Cardigan - Lamana Milano - Steeken - Norwegermuster

Claudia allerdings konnte mir die Frage nicht beantworten, ob sich das Garn zum Steeken eignet – diese Technik war ihr bisher nicht bekannt. So entstand die Idee zu diesem Blogpost.

Steeken – was genau ist das?

Beim Steeken wird in Runden gestrickt und das Gewebe anschließend aufgeschnitten und so geöffnet. AUFGESCHNITTEN? Genau, ihr lest richtig – wenn man das Ganze richtig angeht, ist das keine Sache, die den Blutdruck in die Höhe treibt. Versprochen!

Steeken wird zum Beispiel verwendet, wenn man beim mehrfarbigen Stricken z. B. einer Jacke unbequeme Rückrunden mit linken Maschen vermeiden will. Man strickt demnach einen Pullover in Runden (und hat daher immer nur rechte Maschen im mehrfarbigen Teil) und schneidet diesen am Ende auf – der Pullover wird zur Jacke.

So eignet sich das Steeken für alle Projekte, die man lieber glatt rechts strickt und anschließend öffnen möchte, um abschließend einen Rand oder eine Knopfleiste anzubringen. Neben Jacken habe ich diese Technik auch schon bei Tüchern mit Fair-Isle-Muster gesehen.

Steeken – das richtige Garn

Nicht alle Garne sind geeignet zum Steeken, sie dürfen nicht zu glatt sein. Bei zu glattem Garn ist es möglich, dass die Maschen vor dem Schneiden nicht ausreichend gesichert werden können und sich irgendwann lösen. Nach meiner Erfahrung eignen sich  „haarige“ Garne, die sich beim Stricken etwas ineinander verhakeln, wie zum Beispiel Alpaka oder Schurwolle  Mischgarne mit Seidenanteil oder sehr glattes Merino sind eher mit Vorsicht zu genießen. Pascuali - Alpaca Fino - Sonnengelb - naturweiß

Zum Üben der Technik, und um sicher herauszufinden, ob das gewählte Garn sich für das Steeking-Projekt eignet, gilt daher: Maschenprobe anfertigen.

Maschenprobe

Vom erwähnten Rowan Felted Tweed bekam ich einen Garnrest zum Testen geschenkt, und los ging es mit der Maschenprobe. Hier reicht es, einen kleinen Schlauch zu stricken, und dazu so viele Maschen anzuschlagen, wie man sie auch für eine in Reihen gestrickte Probe wählen würde. Zusätzlich werden 5 – 7 Maschen als Steekmaschen aufgenommen. Diese werden später dann aufgeschnitten. Um sie von den glatt rechts gestrickten Maschen zu unterscheiden, werden die Steekmaschen entweder glatt links oder im Perlmuster gestrickt.

Rowan Felted Tweed - Steeken - Maschenprobe - Stricktechnik - Steeking

Maschen sichern – drei Möglichkeiten

Wenn die Maschenprobe die gewünschte Höhe erreicht hat (in meinem Fall 10 cm), werden alle Maschen abgekettet. Als Vorbereitung für das Steeken werden die Maschen unmittelbar rechts und links der Steekmaschen gesichert. Ich bevorzuge das Sichern mit gehäkelten Kettmaschen:

Rowan Felted Tweed - Steeken - Sicherungsnaht - Kettmaschen - Steeking

Diese häkele ich mit einem Rest Garns, das etwas dünner ist und eine gut sichtbare andere Farbe hat. (Eine Anleitung zum Häkeln von Kettmaschen gibt es z. B. hier bei Myboshi)

Wer eine Nähmaschine hat, kann die Kanten auch mit einem ganz engen Zickzackstich sichern. Hierbei muss man allerdings aufpassen, dass man nicht das Vorderteil auf das Rückenteil näht. Die Naht ist allerdings sehr stabil und trägt nachher nicht auf.

Als dritte Möglichkeit kann man das Sichern und Aufschneiden in einem Erledigen, indem man die Overlockmaschine nutzt. Diese Methode empfehle ich nur, wenn ihr eure Overlock sehr gut im Griff hat. Wenn man ein bisschen vom Kurs abkommt, hat man sich ganz schnell sein Strickprojekt verdorben.

Steeken: … und Schnitt!

Nun wird es ernst – die Schere kommt zum Einsatz.

Rowan Felted Tweed - Steeken - Sicherungsnaht - Steeking

Zwischen den beiden Nähten wird das Gestrick nun vorsichtig aufgeschnitten. Dabei ist zu beachten, dass nicht die unten liegende Schickt mit geschnitten wird! Bei einem großen Stück wie zum Beispiel einer Jacke ziehe ich dieses über ein Bügelbrett, so dass ich eine harte glatte Unterlage unter dem Steek habe und mich ganz aufs Schneiden konzentrieren kann.

Fertig ist der Steek

Und damit ist es schon getan: Der Steek ist fertig.

Rowan Felted Tweed - Steeken - Schneiden - Steeking

Rowan Felted Tweed hat das Experiment glänzend überstanden, und flach ausgebreitet lässt sich die Maschenprobe ganz einfach wie gewohnt auszählen.

CreadienstagMaschenfein (auf den Nadeln Oktober)Meine Fummeley –  Creative Lovers