
Wolldiät 2020 – Bestandskontrolle
Willkommen zur zweiten Runde bei der Wolldiät! Im letzten Post habe ich über die guten Vorsätze geschrieben. Heute ist mein Thema eines, das bei der Umsetzung der Vorsetze helfen soll: Die Bestandskontrolle.
Denn – so war es bei meiner Stoffdiät: Wenn du die Ausmaße deines Stashs in vollem Umfang kennst, wirst du vielleicht zweimal überlegen, ob du diesen Strang Glitzer-Sockenwolle / Flauschgarn / handgefärbte Merino wirklich auch noch benötigst. Außerdem erleichtert ein geordneter und gesichteter Stash es ungemein, für ein Wunschprojekt vielleicht doch das passende Garn in ausreichender Menge zu finden, oder kontrolliert Garn zuzukaufen als Ergänzung für vorhandenes aus dem Vorrat.
Die Bestandskontrolle
Ganz ohne Buchhaltung geht es meiner Meinung nach nicht. Deshalb will ich mit euch gern ein paar Punkte beleuchten, die sich mit der Bestandserfassung und -kontrolle und auch der Lagerung des Stashs beschäftigen.
- Wie erfasse ich meine Bestände am besten?
- Was ist dabei wichtig für mich?
Wie erfasse ich meine Bestände?
Die vielleicht einfachste und gängigste Variante, die sicher viele von euch kennen, ist der Stash bei Ravelry. Hier kann man aus der umfangreichen Garnbibliothek Hersteller, Garn und Farbe auswählen und um die vorhandene Anzahl und ein Foto ergänzen.
Ravelry fasst dann alle Einträge zusammen als deinen persönlichen Stash, den du sortieren kannst nach Lauflänge, Garnstärke, Hersteller usw. Daraus lassen sich prima Listen basteln (und mit einer Endsumme versehen), und über die App Stash2Go ist euer Stash quasi immer mit dabei.
Dies halte ich für einen wichtigen Aspekt, ähnlich wie bei einer Diät-App zum Abnehmen, die die Kalorien aufsummiert. Jeder Zugang ist im Prinzip jederzeit sichtbar. Ein ganz tolles Feature beim Ravelry-Stash ist außerdem, dass beim Stöbern nach Anleitungen automatisch passende Garne aus dem Vorrat angezeigt werden. So habe ich schon das eine oder andere Projekt mit Garn gestrickt, auf das ich ohne diesen netten Hinweis gar nicht gekommen wäre.
In meinem „aktiven“ Ravelry-Stash befinden sich zur Zeit 51 Garne, insgesamt 22.648 m .
Wer kein Ravelry-Konto hat, der kann natürlich auch ganz einfach mit Excel oder – ganz old school – einem Notizbuch seine Buchführung betreiben. So mache ich das mangels einer schlauen App bei meinem Stoffbestand:
Eine ganz tolle Idee habe ich bei Selfmade.Bella gesehen: Das Book of Stash.
Sehr schlau, die Sache mit den Farbproben. Wenn man das Büchlein mit nimmt zum Wollkauf, kann man super testen, welches Garn zu einem vorhandenen passt – farblich und haptisch. So kann man Fehlkäufe super vermeiden.
Was ist bei der Bestandskontrolle für mich persönlich wichtig?
Ich höre sehr oft Sätze wie
„Das ist Garn für einen Teststrick, der wird ja gleich angefangen…“
„Das hab ich geschenkt bekommen…“
„Das Garn wurde mir für einen Modellstrick zur Verfügung gestellt, ich habe es nicht selbst gekauft…“
„Mein Lieblingswollgeschäft hatte Ausverkauf, da musste ich einfach kaufen…“
…deshalb zählt das nicht als Zugang.
Wie bei jeder anderen Diät ist man bei Verfehlungen (hier: Zugängen im Stash) sehr erfinderisch in der Argumentation.
Das ist auch ok – jede setzt sich selbst ihre Regeln und überlegt, wie streng sie bei der Diät mit sich sein will. Wenn du jedoch wirklich die Kontrolle über den Stash herstellen oder behalten willst, dann hilft es nichts, sich selbst zu beschummeln.
Daher meine sehr strenge Fassung für mich:
Ich erfasse grundsätzlich alles. Selbst gekaufte Garne, Garnmengen für Modellstricks oder Designs, die ich nicht gekauft habe. Geschenkte Wolle. Selbst angefangene Knäuel bleiben bei mir im Bestand Alles wird katalogisiert, was noch zu irgendetwas taugt. Und sei es zu Musterpröbchen. Denn die Wolle ist ja da – ähnlich wie der Speck auf den Hüften, der sich bei Essenseinladungen angesammelt hat (Sinnbild für nicht erfasste geschenkte Wolle).
Genau so exakt erfasse ich aber auch die Abgänge: Verstrickte Mengen. Verschenkte, verkaufte oder gespendete Knäuel. Und am Ende kann ich ganz erstaunt vor meinem Stash stehen und Bilanz ziehen: Menge x am Jahresanfang, Menge y verstrickt, bleibt Menge Z. Und ich bin wirklich sehr stolz auf meine Strickleistung – 2019 waren es über 15 km, im Jahr davor etwas über 16 km. Diese Daten lassen sich nur zuverlässig ermitteln, wenn bei der Datenbasis nicht geschummelt wird.
Für mich sind also akkurate Daten wichtig, und ein Tool, mit dem ich sie leicht erfassen kann. Und für dich?
Wolldiät im März – die Beichte
Wie gut das klappt mit den gezielten Zukäufen kann ich hier zeigen:
Beim Nähwochenende in Dänemark waren wir in einem supertollen Wollgeschäft, Huset Tind. Die Auswahl dort ist wirklich überragend und die Verkäuferinnen wirklich reizend. Und so fand ich zwei passende Partner zu meinem Strang Hedgehog Fibres von der Hamburger Stricknacht:
Leider habe ich mich bei den Lauflängen vertan und brauche pro Farbe noch jeweils ein Knäuel, damit ein Tuch draus werden kann. Aber das lässt sich sicher einrichten. Bis dahin habe ich die Chance, noch ein wenig anderes zu verstricken 🙂
Von der riesigen Auswahl und den wunderbaren Garnen, die ich hier in Deutschland noch nie gesehen habe, beflügelt, sind in Dänemark außerdem 300 g Isager Tweed (1200 m) bei mir eingezogen, in einem kräftigen Türkis mit bunten Sprengseln:
Da ich mir schon echt lange keine Wolle mehr gekauft habe, durfte das sein. So eine tolle Farbe! (O-Ton Verkäuferin: „Das bringt Farbe in deine Gesissst!“ – wer kann da schon widerstehen?)
Und für mein Projekt beim Frühlingsjäckchen – Alisea aus dem Pascuali Collezioni 1 Book – musste ich ein paar Knäuelchen (700 m) hinzukaufen, da hier der Bestand nicht ausreicht.
Und dann… sind noch 10 Knäuel (1800 m) Lang Nova bei mir eingezogen für einen geheimen Modellstrick. Zwei davon sind schon verstrickt. Flauschig weiche kleine 25g-Gesellen sind das. Seid gespannt, was draus wird!
Damit komme ich auf 4.120 m Zugang von Januar bis heute. Oh je.
Aber ich habe auch einiges weggestrickt:
- 1750 m Pascuali Balayage für Amazonia
- 1050 m Pascuali Balayage für das Intika-Jäckchen (Anleitung erscheint am 20. März als Trostpflaster für die ausgefallene H+H)
- 1477 m Ito Gima 8.5 und 1500 m Karen Noe Merino 30/2 für den V-Neck Boxy, der nun endlich im Rahmen des Frühjahrsjäckchen-KAL fertig geworden ist! Damit ist auch zumindest einer der guten Vorsätze, die ich gefasst habe, umgesetzt.
Das ergibt Abgänge in Höhe von 5.777 m. Also immer noch ein sattes Minus von 1.657 m. Gar nicht schlecht!
In diesem Sinne verabschiede ich mich von dieser Folge der Bestandsaufnahme – und verlinke diesen Beitrag zu