Buchrezension: Feingefühl von Andrea Brauneis
Ende Oktober ist es endlich erschienen: FEINGEFÜHL, das neue Buch von Andrea Brauneis (*) (*affiliate link).
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Der Untertitel verspricht: „Kuschelpullover top-down stricken“. Das Buch enthält 15 Anleitungen, alle Modelle werden zweifädig mit einem Grundgarn und einem Mohairfaden als Beilauf gestrickt – so entsteht das „Feingefühl“ mit Kuschelfaktor.
Blick ins Buch
Die Leserin wird nicht lang auf die Folter gespannt: Nach dem Vorwort der Autorin geht es gleich los mit dem Inhaltsverzeichnis.
Für jedes der aufgeführten Modelle ist angegeben, welche Schulterkonstruktion verwendet wird: Rundpasse, U-Boot-Ausschnitt, Raglan, Schräge Schulterlinie, Contiguous-Schulter oder V-Ausschnitt. Diese sechs Arten, die Schultern zu stricken bildet einen Themenkern des Buchs und ergibt einen schönen Überblick über die verschiedenen Looks, die sich aus der Schulterkonstruktion ergeben.
Hier gibt es allerdings einen ersten Kritikpunkt: Im Inhaltsverzeichnis würde ich mir zu jedem Mdoellnamen ein kleines Foto wünschen, das einen ersten Eindruck liefert und den Überblick erleichtert. Name und Art der Schulter finde ich nicht sehr aussagekräftig.
Auch hätte ich begrüßt, wenn es einen ganz kleinen Technikteil im Buch gäbe, der die einzelnen Konstruktionsmethoden kurz vorstellt. Wie gesagt, sind diese ein Kernthema des Buchs, werden aber außerhalb der eigentlichen Anleitungen nicht behandelt. Insbesondere für (noch) nicht so versierte Strickerinnen könnte diese Übersicht nützlich sein zur Orientierung.
Die Anleitugen und Modelle
Jedes Modell wird zuerst durch eine kurze Beschreibung, eine Art Steckbrief, vorgestellt. Dazu gehören eine bemaßte Modellskizze sowie eine kurze Zusammenfassung der einzelnen Arbeitsschritte. Auch eine Tabelle mit den wichtigsten Maße für die einzelnen Größen, Angaben zu den verwendeten Garnen und Mengen sowie Infos über das benötigte „Werkzeug“ zum Nacharbeiten der Anleitung.
Für jede Anleitung gibt es außerdem eine Angabe zum Schwierigkeitsgrad. Dieser reicht von 1 – leicht bis 3 – schwer.
Die Anleitungen an sich sind sehr übersichtlich gestaltet: Alles Wichtige zu verwendeten Mustern oder benötigten Techniken oder Strickschriften sind zusammengefasst aufgeführt, bevor die eigentliche Anleitung beginnt. Besonders schlau im Vergleich zu anderen Strickbüchern finde ich, dass die Legende zu den Strickschriften nicht irgendwo im Buch versteckt ist, sondern bei jeder Strickschrift vermerkt ist.
Hier sind alle Arbeitsschritte nacheinander gut verständlich beschrieben. Zwar habe ich aus dem Buch noch keine Anleitung nachgearbeitet, aber ich habe schon einige Modelle und Teststricks für Andrea gestrickt und finde ihre Anleitungen immer sehr gut nachvollziehbar und strukturiert. Das Lektorat hat hier offenbar gute Arbeit geleistet (oder Andrea ganz freie Hand gelassen). Hierfür gibt es einen Daumen hoch von mir.
Die Modelle im Buch
Insgesamt gibt es, wie bereits geschrieben, 15 verschiedene Pullover im Buch. Die Anleitungen sind jeweils für sechs verschiedene Größen geschrieben. Durch den beilaufenden Mohairfaden sind alle Pullover extra flauschig und kuschelig, unterscheiden sich aber durch die bereits erwähnten Schulterkonstuktionen und die verwendeten Muster.
Von luftigen, einfach zu strickenden Lacemustern bis hin zum rustikalen Patent hat Andrea eine große Vielfalt im Buch zusammengefasst. Alle Modelle sind eher kurz geschnitten, wie auf den Fotos erkennbar ist. Zur weiteren Passform konnte ich keine Anmerkungen finden. Die Frage, ob ein Modell eher enger anliegend oder luftig ausfallen sollte, darf jede Strickerin für sich frei entscheiden anhand der Maßtabellen zu jedem Modell. Hier hätte ich mir allerdings im Vorwort oder einem allgemeinen Teil ein paar erläuternde Worte gewünscht, denn die Frage der Passform ist in meinen Augen eine Wesentliche, wenn es um selbstgemachte Kleidung geht).
Was mir sehr gut gefällt, sind die Modellfotos. Zu jedem Pullover gibt es ein großes Titelbild sowie Detailaufnahmen, anhand derer sich die Besonderheiten jedes Designs gut erkennen lassen:
Fast noch Toller finde ich, dass die Designerin selbst Modell gestanden hat! In den allermeisten Strickbüchern und -heften finde ich die Models nicht repräsentativ: Immer jung, immer schlank, fast immer europäischer Typ. Eine der wenigen Ausnahmen war bisher Clarissa Schellongs Buch „Unisex Pullover stricken“ – hier gab es zumindest Models unterschiedlicher Hautfarben.
Bei „Feingefühl“ nun gibt es nur ein Model – und zwar Andrea. Und die Fotos sind einfach klasse, finde ich. Kritiker mögen anmerken, dass die junge Zielgruppe sich nicht angesprochen fühlen könnte, und dass es keinen Mix verschiedener Körpertypen und Altersklassen im Buch gibt. Meine persönliche Meinung ist allerdings, dass das Buch aus anderen Büchern genau durch Andrea als reiferes Model positivhervorsticht. Daumen hoch!
Meine Lieblingsmodelle
Mein Topfavorit ist das oben gezeigte Modell YUNA. Es ähnelt dem Lizzy-Top, bei dessen Teststrick ich dabei war. Die Verbindung von dem Rippenmuster mti dem V-Ausschnitt gefällt mir beim Top schon sehr gut, beim Pullover sogar noch viel besser.
Doch natürlich habe ich mir noch weitere Lieblinge herausgepickt, die ich hier kurz zeigen möchte:
Links: FLORA mit Rundpasse und einem Allover-Zopfmuster, das sich nach unten hin verbreitert.
Mitte: ARIA. Sind der kuschelige Stehkragen und der große plastische Zopf nicht einfach toll?
Rechts: Pullover BLOOM. Gerade geschnitten mit U-Boot-Ausschnitt und einem einfachen, aber wunderschönem Blättermuster.
Profi-Tipps
Das Buchcover verspricht es schon: „Mit Profi-Tipps von Raglan bis Contiguous“. Was hat es damit auf sich?
Bei jeder Anleitung gibt es einen Profi-Tipp aus der Trickkiste der Designerin. Diese Tipps haben nicht unbedingt etwas mit der jeweiligen Anleitung zu tun, sie sind aber dennoch interessant und hilfreich. Neben Fragen zu möglichen Anpassungen geht es um Tipps gegen Pilling oder die Pflege der Strickstücke.
Die Tipps sind quasi eine bunte, nützliche Ergänzung, ein Mehrwert im Buch. Was sie nicht sind: Stricktipps im engen Sinne.
Feingefühl – Top oder Flop?
Mit „Feingefühl“ ist Andrea ein tolles Buch für Fans von flauschigen Mohairpullis gelungen. Die 15 im Buch enthaltenen Entwürfe sind zeitlos schön und bilden eine breite Bandbreite von Mustern und Ausschnittformen ab. Im Vorwort erwähnt Andrea, dass sie den skandinavischen Trend zum Flausch aufgreifen wollte – die Umsetzung ist mit ihrer Designauswahl sehr gut geworden. Die nahtlose Top-Down-Methode bietet die Möglichkeit, den Pullover jederzeit anzuprobieren und die Passform zu kontrollieren.
Die Anleitungen sind übersichtlich und gut verständlich Schritt für Schritt beschrieben. Sie sind übersichtlich gesetzt, und auch die Schriftgröße ist gut lesbar.
Gut gefällt mir auch die Gestaltung. Alles scheint fein abgestimmt aus einem Guss zu sein: Fotofarben und -hintergründe, Farbgestaltung, Typo (die Schrift ist sogar groß genug, dass ich sie ohne Brille lesen kann). Einzig den Glitzertext auf dem Cover hätte man etwas heller wählen können, um ihn erkennen zu können.
Was mir allerdings fehlt, ist ein kleiner allgemeiner Teil, in dem spezielle Techniken erläutert werden. Wer z. B. noch nie italienisch abgekettet hat, wird sich ein entsprechendes Tutorial selbst suchen müssen. Das finde ich ein bisschen schade, denn mit 25.00 EUR Kaufpreis ist das Buch schließlich nicht ganz billig. Für Strickneulinge, die sich an ihren ersten Pullover wagen wollen, halte ich das Buch daher nur für bedingt geeignet.
Steckbrief
„Feingefühl“ (*) von Andrea Brauneis
Verlag: Topp Verlag
Seitenzahl: 128
Preis: 25,00 € (in D)
ISBN: 978-3735870933
– erhältlich bei Amazon(*) oder beim Buchhändler Deines Vertrauens!
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