Yessica Shawl – Rastus Hsu
Anfang Dezember zeigte der taiwanesische Strickdesigner Rastus Hsu sein neues Design, den Yessica Shawl auf Instagram. Ich war sofort begeistert: Was für ein wunderbares Tuch! Dieses Blättermuster!
Damit einher ging der Aufruf zum Teststricken, und dies aus einem meiner Lieblingsgarne: Saffira von Pascuali, einem weichen, glänzenden Mix aus Merinowolle und Maulbeerseide. Ich mag es sehr gerne, da es sich fein trägt und gut verstricken lässt. Außerdem befand es sich in meinem Vorrat: Ideale Voraussetzungen für ein bisschen Stash-Abbau, bei dem am Ende auch noch ein wunderbares Tuch herauskommen würde!
Die Anleitung
Der Test war eine wahre Freude: Bis auf ein paar wenige Tippfehler und einem Verbesserungsvorschlag war sie von vornherein tadellos! Die Maschenfolge für das Blättermuster ist ausgeschrieben vorhanden und – hurra! – auch als Chart. Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich finde es leichter, mir ein Chart einzuprägen und danach zu stricken, als mich in ellenlangen Zeilen Text zurechtzufinden.
Ich finde die Anleitung sehr gut strukturiert und sehr verständlich, es gab keine Verständnisprobleme oder irgendwelche Stolpersteine. Fünf Sterne von mir!
Das Strickerlebnis
Der Anfang des Blättermusters ist ein bisschen knifflig. Nach den ersten zwei, drei Rapporten hat man aber den Bogen raus und es läuft quasi von allein. Die Form des Tuchs – ein gleichschenkliges Dreieck – entsteht aus Zunahmen an den Rändern. Diese ergeben sich entweder aus Umschlägen oder aus dem Blättermuster. In jeder Reihe werden 8 Maschen zugenommen, und so werden die Reihen schnell länger.
Im Blattmuster verstecken sich Noppen über je 3 Maschen und 4 Reihen, die dem Tuch eine 3D-Struktur verleihen. Sie sind allerdings kleine Bremsklötze im sonst flüssigen Strickerlebnis und halten insbesondere bei den langen Reihen der letzten Rapporte ziemlich auf. So fiel mir die Zeitvorgabe fast auf die Füße: Die Anleitung sollte am 26. Januar erscheinen, und da ich zwischendurch den ebenfalls nicht ganz unaufwändigen Benthe Sweater gestrickt hatte, war ich mit Yessica am 18. Januar noch mitten am letzten Blätter-Rapport…
Der Abschluss: Eine kleine Extra-Challenge
„Eigentlich“ sind danach nur noch 16 Reihen zu stricken, doch die hatten es so richtig in sich: Das Blättermuster läuft in kleine Zöpfchen aus, die einen sehr ausgeklügelten sauberen Abschluss ergeben. Optisch ist es eine echte Freude, wie die Blattspitzen in den Zöpfchen enden.
Seit Benthe schrecken mich Zöpfe nicht mehr, diese hier allerdings fand ich sehr knifflig zu stricken. Denn es handelt sich um einen 2/1/2 LC-Zopf. Es wird also über 5 Maschen nach links verkreuzt, wobei die mittlere jeweils die Mittelmasche des vorangegangenen Blattes ist. Dabei werden 2 Maschen vor die Arbeit gelegt, eine dahinter, und die folgenden zwei auf der Arbeitsnadel werden gestrickt. Anschließend die Masche auf der hinteren Nadel und schließlich die auf der vorderen Nadel. Man hat es also entweder mit zwei Zopfnadeln zu tun oder muss auf einer Zopfnadel drei Maschen noch einmal kunstvoll miteinander verkreuzen.
Von der Handhabe her fand ich das schon sehr fummelig, zumal im ersten Teil des Zopfmusters die letzten Blätter zu Ende gestrickt werden. Yessica gibt also quasi auf die letzten Meter noch mal so richtig Gas! Eine Musterreihe dauerte da schon mal eine Stunde…
Abgekettet wird mit einem sehr entspannt zu strickenden I-Cord. Hier gibt die Anleitung nicht vor, über wie viele Maschen dieser gestrickt werden soll. Da mein Garn sich stark zum Ende neigte, habe ich den I-Cord über nur zwei Maschen gestrickt und damit einen schönen Abschluss und beim Garnverbrauch eine Punktkandung erreicht. Das war zwar beim Stricken sehr aufregend, aber letztendlich ist es eine super Sache, wenn man keine Reste übrig behält.
Mein Fazit zum Yessica Shawl
Was mir gut gefällt ist die symmetrische Form, die durch die schnellen Zunahmen in der Mitte aber nicht so tief gerät. So trägt sich Yessica schön angenehm, denn sie trägt nicht so sehr auf um den Hals bzw reicht vorne nicht bis über den Gürtel, wie es sonst häufig bei symmetrischen Tüchern ist.
Auch das Garn finde ich perfekt, denn es ist schön leicht, wärmt schön und ist superweich und absolut kratzfrei. Verstrickt ergibt es einen wunderbaren Fall, der prima zu dem Muster passt.
Steckbrief Yessica Shawl:
Darüber hinaus finde ich das Muster und die sich daraus ergebende Struktur spannend. Yessica hat zwei schöne Seiten: Die Vorderseite mit dem Blattmuster, und die Rückseite mit sich schlängelnden Rippen und den Noppen. Ganz wunderbar!
- Englische Anleitung hier auf Ravelry
- Gestrickt mit Nadelstärke 3,25 mm
- Garn: Saffira von Pascuali in Farbe 06 Kirschrot – 1200 g (6 Knäuel)
- Techniken: rechte und linke Maschen, I-Cord, Lochmuster, Zunahmen aus Umschlägen, 2/1/2 LC-Zöpfe, Noppen stricken, rechts und links geneigte Abnahmen, doppelte Abnahme
- Schwierigkeitsgrad: 4 von 5 (wegen des Zopfmusters)
Übrigens habe ich Rastus für Pascuali interviewt – hier kannst Du lesen, wie er zum Strickdesigner geworden ist!
verlinkt zu: Creativsalat – Lieblingsstücke – Ein kleiner Blog – Handmade Monday –