Benthe Sweater von Natasja Hornby

Im letzten Jahr habe ich einige Modellstricks für Mährlewolle gestrickt, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Ende November kam Dagmar mit einem neuen Modellstrick auf mich zu: Dem Benthe Sweater von Natasja Hornby.

Was für ein Projekt!

Die Wolle: Deichschaf

Bei einem Modellstrick ist es so, dass der Auftraggeber Garn, Farbe und Modell auswählt. Mitunter bekommt man also Garn in einer Farbe auf die Nadeln, die man selbst nicht so gern mag.  Was für eine Freude war es, als das Wollpaket ankam und Deichschaf in der wunderbaren Farbe „Rode Grütt med Melk“ enthielt: So ein toller Pinkton! Ich war sofort unfassbar verliebt!

Benthe Sweater - Natasja Hornby - Mährlewolle - Maschenprobe

Vom letzten Modellstrick, dem Oxbow Cardigan, kannte ich das Garn schon: Das Deichschaf stammt von Schafen, die in Nordfriesland auf dem – genau – Deich gehalten werden. Bedingt durch die Witterung dort (und natürlich auch durch die Schafrasse und die Fütterung) ist das Deichschaf ein Garn, das ich als sehr robust bezeichnen würde. Mit anderen Worten: Nix für Empfindliche. Es ist nicht wirklich kratzig, aber eben auch nicht weich. Direkt auf der Haut würde ich es nicht tragen wollen, aber in Form einer warmen Jacke oder Pullis mit einem Shirt darunter kann ich mir Kleidung aus dem Deichschaf super warm und angenehm vorstellen.

Auf der Nadel macht das Deichschaf Freude: Mit einer Lauflänge von 180 m / 100 g und Nadelstärke 4.5 ist das Dochtgarn ein Schnellläufer: Fortschritte sind schnell sichtbar. Das Maschenbild ist gleichmäßig und flauscht nach dem Waschen noch etwas auf. Und aufgrund der Garnstruktur eignet sich das Deichschaf perfekt für alle Arten von strukturierten Mustern.

Wie zum Beispiel Zopfmuster.

Das Projekt: Benthe Sweater

Benthe Sweater - Natasja Hornby - Mährlewolle - Schulterlinie

Als die Anfrage von Dagmar kam, ob ich Benthe als Modell stricken möchte und dabei eine ziemlich sportliche Deadline von etwa drei Wochen einhalten könnte, warf ich einen kurzen Blick auf die Ravelry-Seite und dachte mir „och, klar, ist ja ein ganz einfacher Pullover!“ Als ich allerdings die Anleitung in Händen hielt, musste ich deutlich schlucken:

13 Seiten Anleitung??

Mit Zopfmuster???

Die hatte ich tatsächlich übersehen – ich brauche wohl dringend eine Brille…

Ich habe nämlich eine sehr reservierte Einstellung zu Zopfmustern…

Aber gut, zugesagt ist zugesagt, also ran an den Speck. Und ich habe es nicht bereut.

Die Anleitung zum Benthe Sweater

Die Anleitung gibt es auf Englisch bei Ravelry. Meiner Erfahrung nach sind Anleitungen von englischsprachigen Designer*innen oft sehr gut strukturiert und sehr gut verständlich, auch wenn es sich um anspruchsvollere Projekte handelt.

So auch hier. Die 13 Seiten Anleitung flößten mir anfangs ziemlichen Respekt ein, was im Nachhinein betrachtet so gar nicht nötig gewesen wäre.

Ich muss sagen, die Anleitung ist einfach vorbildlich und bietet zusätzlich zum Grundmodell einige Möglichkeiten zur Anpassung bzw. Abwandlung:

  • „Abnäher“ für einen größeren Brustumfang
  • Zopfmuster für längere oder kürzere Ärmel
  • 2 Kragenvarianten

So war das Stricken von Benthe abgesehen vom knappen Zeitplan ein wirkliches Vergnügen!

Die Konstruktion

Begonnen wird mit dem Rückenteil vom Kragen ausgehend, und es wird die Passe geformt, die an den Rändern mit einem einfachen Zopfmuster versehen ist. Anschließend werden die Vorderteile gestrickt, ebenfalls mit Zopfmuster an den Rändern. Wenn die Rundung für den Halsausschnitt abgeschlossen ist, werden die Vorderteile verbunden, bei entsprechender Länge werden dann Vorder- und Rückenteile zur Runde geschlossen.

Benthe Sweater - Natasja Hornby - Mährlewolle - Zopfmuster

Eigentlich wird dann erst der Körper zu Ende gestrickt. Aufgrund des engen Zeitrahmens habe ich hier erst die Ärmel gestrickt, da ich mir über den Aufwand des sehr kompliziert scheinenden Zopfmuster nicht ganz klar war. Und, was soll ich sagen:

Alles halb so wild, tatsächlich prägt sich auch dieses Chart nach ein paar Reihen ein und strickt sich geschmeidig weg (wenn auch nicht fernsehtauglich).

Benthe Sweater - Natasja Hornby - Mährlewolle - Ärmel (1)

Sehenswert ist der Ärmelansatz: Die Ärmel werden in der Runde ins Armloch angestrickt, dabei wird erst eine Art Käppchen mit verkürzten Reihen im Rippenmuster gestrickt, aus dem dann das Zopfmuster quasi „erwächst“. Sehr durchdachte Konstruktion!

So ganz schlau war das mit dem frühen Ärmelstricken dann allerdings doch nicht, denn beim abschließenden Stricken des Körpers waren die Ärmel doch sehr im Weg. Aber das ist nicht der Anleitung anzulasten. 

In meinem Modell habe ich den Körper gerade gestrickt, ohne „Abnäher“ und ohne A-Linie, und nach Vorgabe verlängert. Glatt rechts war dies der entspannende, fast langweilige Teil, der mit einem breiten Bündchen Doppelrippen abgeschlossen wird. 

Beim Kragen habe ich mich für den Rollkragen entschieden, und selbst hier ist die Konstruktion sehr schlau. Es wird nicht einfach ein gerader Schlauch an Doppelrippen gestrickt: Man beginnt mit der mittleren Nadelstärke bis zur halben Länge des Kragens. Die Umschlagreihen werden mit der dünnsten Nadel gestrickt, und die außen liegende Schicht dann mit der dicksten Nadel. So formt sich der Rollkragen quasi automatisch, wenn er umgeklappt wird, und sitzt wie eine Eins.

Bente Sweater: Fertig!

Tja, und nach nur drei Wochen Strickzeit ist Benthe fertig. Und was soll ich sagen: Ich bin so verliebt! Spontan würde ich sagen: Die Anleitung, die mir so viel Respekt eingeflößt hatte, ist die beste, nach der ich je stricken durfe. Einfach klasse – und ich habe mir schon Deichschaf für meine eigene Benthe bestellt (diesmal nach eingehender Farbberatung mit Antje von Wolle & So und Dagmar in der Farbe Miesmuschel). 

Die Fotos des fertigen Pullovers will ich Dir natürlich nicht vorenthalten:

Benthe Sweater - Natasja Hornby - Deichschaf - fertiges Modell -

Steckbrief Benthe Sweater:

  • Englische Anleitung hier auf Ravelry 
  • Gestrickt mit Nadelstärke 4,5 mm (Körper und Ärmel) , 4 mm (Bündchen) und 3.5 mm (Umschlagreihen des Rollkragens) – je mit unterschiedlichen Seillängen.
  • Gestrickt in Größe L – Ärmel- und Körperlänge etwas verlängert (der Pulli ist im Original sehr kurz)
  • Garn: Deichschaf (100 % Wolle) in Farbe „Rode Grütt med Milk“ – genau 500 g verbraucht
  • Techniken: rechte und linke Zöpfe, verkürzte Reihen, rechte und linke Maschen, rechts und links geneigte Zunahmen. 
  • Schwierigkeitsgrad: 4 von 5 (wegen des Zopfmusters)

verlinkt zu: Creativsalat  – Caros Fummeley – Lieblingsstücke – Ein kleiner Blog  –  Handmade Monday – Maschenfein

KategorieKleidung strickenStricken

SchlagwörterKleidungModellstrickPulloverstrickenWinterZopfmuster