Hippe Helga – Blusenkleid von Echt Knorke

Das Blusenkleid Hippe Helga von Echt Knorke ist luftig, sportlich und dennoch elegant. Überschnittene Schultern und raffinierte Falten am oberen Vorder- und Rückenteil sorgen für eine gewisse Rafinesse bei der Passform. Je nach gewähltem Stoff und Muster wird die Hippe Helga entweder schick und edel oder ein prima Teil für den Alltag. So ähnlich lautet die Beschreibung des Modells auf der Seite von Echt Knorke.

Meine Mission „finde das beste Sommerkleid“ ist noch nicht beendet. Mit dem Schnitt „Hippe Helga“ von Echt Knorke habe ich mich zum ersten Mal an ein Blusenkleid gewagt.

Den Sweatblazer „Schnieke Wiebke“ von Echt Knorke liebe ich sehr und habe ihn mehrfach genäht, und die Details des Kleides überzeugten mich – so wanderte der Papierschnitt in meinen Einkaufskorb.

Stoff und Zutaten

Ich gestehe: Ich lasse mich gern verführen. Von all den Schnäppchenangeboten und Newslettern, die mir so in die Kanäle flattern. So zum Beispiel auch vom Pepelinchen-Newsletter im Juni. Dort wurden „Gold Nuggets“ beworben: Stoffe verschiedenster Qualitäten in festen Längen von 2.50 m zu guten Preisen. Auf dem Stoffmarkt würden sie wohl weniger nobel „Coupons“ heißen. In diesen Stoff hier habe ich mich sofort verliebt:

Es ist ein leichter Baumwollstoff (Hier gibt es ihn noch in pink), cremefarben im Grundton, mit herrlich pinken und orangefarbenen Blüten. Genau meins, also ab ins Körbchen.

Stoff mit pinkfarbenen Blumen für Hippe Helga

Für das Blusenkleid braucht es natürlich auch Knöpfe – um diese zu finden, habe ich mir einen Ausflug ins Knopfparadies gegönnt. Nämlich zu Stegmann Mode am Jungfernstieg in Hamburg. Dort gibt es eine Riesenauswahl, sortiert in unendlich vielen kleinen Schublädchen, und perfekte und sehr geduldige Beratung obendrein.

Wir einigten uns auf grüne Knöpfe an dem ansonsten recht pinklastigen Design, und auch wenn sie auf dem Foto nicht ganz farblich zu passen scheinen: Es war genau die richtige Entscheidung. Ihr werdet sehen.

Der Zuschnitt: Pleiten, Pech und Pannen

2,50 Meter Stoff bei meiner Größe versprach schon im Vorfeld Schnittmustertetris. Da ich für die Rockteile in der Breite noch etwas zugeben musste, um am Ende ins fertige Kleid zu passen, musste ich auch das Rückenteil geteilt zuschneiden. Für einen Zuschnitt im Bruch reichte der Stoff nicht mehr. Eigentlich kein Problem… wenn man beim Zuschnitt aufgepasst hätte und das zweite Schnittteil gespiegelt hätte. Das fiel mir allerdings erst beim Nähtreffen auf. Gut, dass ich allen Reststoff mitgenommen hatte.

Um ein Haar hätte ich aus einem der Rockteile das fehlende Oberteil zugeschnitten – diesmal hatte ich allerdings aufgepasst. Und dann noch mal aufgepasst wie ein Fuchs, das richtige Teil nun richtig herum aus dem richtigen Stoffrest auszuschneiden. Irgendwie habe ich es dann auch noch geschafft, den Gürtel entweder zu verlieren, beim Nähtreff zu entsorgen oder sonstwie zu verschlampen: Als es ans Gürtelnähen ging, war der jedenfalls unauffindbar (und blieb bis heute verschollen). Kurz hatte ich überlegt, das Kleid ohne Gürtel zu tragen, doch dann aus den wirklich allerletzten Resten noch einen Gürtel zusammengestoppelt. So einen Krimi hatte ich wirklich schon lang nicht mehr!

Das Näherlebnis

Zuallererst legt man bei diesem Schnitt die Falten ins Vorder- und Rückenteil. Das bedeutet einiges an Gehirnjogging, auch wenn der Schritt in der Nähanleitung gut bebildert ist und es auch ein separates Video auf Instagram gibt. Ich war aber durch den Schnittmusterkrimi offenbar schon so aufgeregt, dass es mich einiges an Zeit und Hilfe meiner Nähkolleginnen kostete, die Falten sachgemäß zu legen und anzuheften. Das Ergebnis machte allerdings Mut, und die erste große Hürde war gemeistert.

Nachdem alle Einzelteile des Kleides zusammengesetzt sind (es fehlen Seitennähte, Kragen und Ärmelbelege), werden die Knopflöcher in die separate Knopfleiste genäht. Hier habe ich eine Weile überlegt, ob ich das so gut finde.

Separate Knopfleiste

Die Knopflochphobikerin in mir schrie „Wie schlau ist denn das? Kein ganzes Kleid zerrt an der Knopfleiste – und wenn die Knopflöcher doof werden, kann man eine neue Knopfleiste zuschneiden!“

Der Nähnerd merkte an: „Wie stellt man denn dann aber sicher, dass die Knopflöcher dort sitzen, wo man sie am Ende auch haben will?“

Am Ende entschied ich mich, der Anleitung zu folgen. Für das Anzeichnen der Knöpfe habe ich mein neuestes Nähnert-Tool eingesetzt: Die Näh-Lehre. Ein bisschen müssen wir noch üben, aber das ist so ein praktisches Ding!

Nählehre zur Anpassung der Knopfleiste

Nähen durfte ich die Knopflöcher dann mit der Höllenmaschine von Sabine. Meine eigene kann nur manuelle Knopflöcher, diese werden allerdings häufig knubbelig und nicht so elegant. Meine Helga sollte aber perfekte Knopföcher haben. Und bekam sie auch. Und zwar in Kiwigrün, für das ich mich als Farbe zum Absteppen aller Nähte entschieden hatte:

Grundsätzlich finde ich die Idee der separaten Knopfleiste ganz schön clever. Die Knopflöcher nähen sich viel einfacher, wenn man nur den schmalen Streifen vor sich hat statt des ganzen Kleides. Tatsächlich sitzen die Knopflöcher auch dort, wo sie sollen:

Hippe Helga - Knopfleiste und Knöpfe

Anschließend wird der Kragen angenäht. Es ist ein klassischer Hemdkragen mit Steg, und beim Ausschneiden der Schnitteile habe ich mich gewundert, wieso es für Kragen und Steg jeweils zwei Schnitteile gibt. Erschlossen hat es sich mir nicht, genäht habe ich mit zwei jeweils gespiegelten Schnitteilen. Für den inneren Kragenesteg fehlt in der Anleitung der Schritt zum Annähen (oder ich habe ihn zwölfmal übersehen) – da ich diesen Schritt mit der Maschine ohnehin nie hinkriege, habe ich mich für das Nähen mit der Hand entschieden, und der Kragen ist wirklich sauber gelungen.

Hippe Helga - Kragen

Hier offenbart sich allerdings eine Schwäche der separaten Knopfleiste: Die Außenkanten werden gemeinsam versäubert, anschließend die Knopflöcher eingenäht. Das Knopfleistenband und das Band, an dem die Knöpfe später sitzen wird an das Kleid genäht und festgesteppt (bei mir: Kiwigrün, wie gesagt).

Es bleibt eine unversäuberte Kante des Kleides (die allerdings mittels der Steppnaht gut gesichtert unter der Knopfleiste liegt). Und die sichtbare Versäuberungsnaht der Knopfleiste oben am Kragen, der ja gern offen getragen wird. Bei der klassischen Verarbeitung mit angeschnittener umgeklappter Knopfleiste wäre diese Stelle auch schön sauber. Bei der nächsten Helga werde ich die Ovi-Naht sparen und alles zusammen mit einem Schrägband versäubern.

Mein Add-On: Taschen

Ich habe mich gewundert (und ein bisschen geärgert), warum die Helga keine Taschen hat? Ich finde, ein Kleid ohne Taschen ist nur bedingt alltagstauglich. Also habe ich meiner Helga Taschen spendiert.

Hippe Helga - Taschen - Tragefoto

Das ist ja kein Hexenwerk und funktioniert im Prinzip auch bei diesem Schnitt. Allerdings kommen in meinem speziellen Fall einige Details zueinander, die mir die Taschen verleiden:

  • Der Armausschnitt ist für meine Speckärmchen auch in der größten Größe sehr knapp bemessen. Durch den Ärmelbeleg (den ich auch noch mit Vlieseline verstärkt habe) ist der Armausschnitt überhaupt nicht dehnbar.
  • Folge: Das, was auf den Modellfotos so locker-fluffig daherkommt, sitzt bei mir saugend-schmatzend. Dabei habe ich schon das letzte rausgeholt, was ging.
  • Das bedeutet, dass bei jeder Bewegung das ganze Kleid „mitrutscht“ – und somit auch die Taschenbeutel dauern in Bewegung sind und beulen.
  • Dass ich den Rockteil um die Hüfte verbreitert habe und offenbar beim Einnähen der Taschen nicht so akkurat eingepasst habe, macht das Ganze nicht besser.
  • Fazit: Noch mal nacharbeiten. Bei meinem Modell werde ich die Hüftkurve noch einmal etwas abflachen. Die Taschen werden dann zugunsten einer besseren Passform weichen müssen. Beim nächsten Modell wird es dann besser.

Oder was meint ihr?

Tragefotos!

Natürlich gibt es jetzt auch noch einige Tragefotos. Trotz aller Mängel, die ich oben beschrieben habe, mag ich das Kleid. Es ist luftig, und der Stoff ist SO SCHÖN!

Auf diesen beiden Bildern erkennt man gut die Passform des Kleids: Oben bauschig, unten eher körpernah. Die Falten im Oberteil sind wirklich raffiniert: Sie sorgen für den richtigen Sitz, ohne dass man mit Hilfe des Gürtels die Weite regulieren muss. Der Gürtel selbst ist eigentlich nur ein Accessoire, das die Teilungsnaht verdeckt. Dass er so übel zusammengestückelt wurde, ist bei dem wilden Stoff nicht zu sehen.

Hippe Helga - Tragefoto

Das bedeutet aber auch, dass die Weite des Rockteils eher schmal sein muss, da hier ja keine Falten gelegt werden. Auf dem rechten Foto sieht man an der linken Hüfte den „Beutel“, den meine großzügige Weitenzugabe verursacht hat. Das werde ich wie gesagt noch anpassen.

Fazit zur Hippen Helga von Echt Knorke:

Der Schnitt ist wirklich schön und eigentlich einfach zu nähen, wenn man ein bisschen Erfahrung hat. Die Bebilderung in der Nähanleitung ist sehr hilfreich (allerdings bei s/w-Ausdruck nicht immer gut zu erkennen). Ich hatte allerdings den Eindruck, dass der eine oder andere Schritt vergessen worden ist:

So fragte ich mich am Ende, wohin ich mit dem 13. Knopf sollte. Die Knopfleiste hat nur 12 Knopflöcher. Der 13. gehört wohl an den Kragensteg, da ist allerdings kein Knopfloch vorgesehen. Ich habe ihn nun ohne Knopfloch an den Steg genäht. Den obersten Knopf schließe ich ohnehin nie, und gerade bei einm luftigen Sommerkleid wäre es ja Frevel, so hochgeschlossen zu gehen.

Auch beim inneren Kragensteg fehlt ein Schritt. Das finde ich schade und ist für weniger erfahrene Näherinnen irritierend.

Die fehlenden Taschen bedauere ich sehr, vermutlich hat die Designerin aber einen Grund dafür. Mein Taschenexperiment ist mir ja nur so semi gelungen.

Dass der Gürtel nicht mit Vlies verstärkt wird, hat mich irritiert. Beim Tragen zeigt sich allerdings, dass eine Verstärkung bei der Breite des Gürtels eher hinderlich wäre. Der Gürtel soll sich „zusammenrollen“. Man könnte ihn allerdings halb so breit zuschneiden und verstärken für den gleichen Effekt, allerdings mit etwas mehr Aufwand. Gürtelschlaufen fände ich noch ganz schick, vielleicht ergänze ich die noch.

Schade finde ich, dass es den Schnitt nur bis Größe 46 gibt. Warum das wohl so ist? Und wieso mir diese Größe nicht passt. Denn bei der Schnieken Wiebke habe ich 44 genäht und fühle mich darin pudelwohl. Bei den Armausschnitten kann bei der Gradierung etwas nicht stimmen. Wie gesagt, sitzen sie bei mir sehr stramm, was das Tragegefühl doch etwas verdunkelt. Bei der nächsten Version werde ich die Schulterlinie etwas flacher abfallen lassen und so mehr weite im Arm gewinnen. Das sollte helfen. Denn insgesamt gefällt mir das Kleid sehr gut!

Hippe Helga - noch ein Tragefoto

Mit einem letzten Foto aus dem schönen Amersfoort verabschiede ich mich dann zum MeMadeMittwoch und bin gespannt, ob es vielleicht schon die erste Herbstmode zu sehen gibt?

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