True Classic mit Bubikragen
Ich habe wieder ein Schnittmuster „gehackt“ – diesmal den Schnitt True Classic von Ottobredesign, den ich mit einem Bubikragen versehen habe. Inzwischen liebe ich es ja, Basisschnitte zu verändern: So kommen immer wieder neue Unikate zustande, ohne dass ich immer wieder neue Schnittmuster kaufen muss. (Was ich natürlich trotzdem immer wieder mache, aber das ist ja eine andere Geschichte – Du kennst das…)
Am Anfang war der Stoff…

So geht es bei mir ja häufig los. Ich sehe einen unwiderstehlichen Stoff, für den ich eine vage Idee habe, kaufe eine entsprechende Menge… und lasse ihn meist erst einmal „ablagern“.
In diesem Fall hat mich mal wieder Margarita von Seidenfein angefixt, als dieser Hilco-Jersey im letzten Sommer in den Shop einzog. Lustigerweise habe ich mich mal nicht für pink entschieden, sondern für die petrolfarbene Variante. Das Pink mit den bunten Blumen war mir dann doch zu viel Farbe.
Petrol kam bisher allerdings in meiner Garderobe kaum vor – mit dem Sylvan Tee und einem neuen Kaufkleid samt passender Strickjacke scheint es allerdings gerade eine Trendwende zu geben.
Jedenfalls fand ich den Stoff umwerfend, und wie es manchmal – selten – der Fall ist: Der Stoff wurde sofort vernäht.
True Classic x La Eslia
Ein bisschen musste ich grübeln, welcher Schnitt sich eignen würde. Denn ein so buntes Muster braucht meiner Meinung nach einen simplen Schnitt.
True Classic aus dem Ottobre-Heft 02/2017 ist so ein Schnitt. Vorderteil, Rückenteil (mit Mittelnaht), 2 Ärmel: Mehr „basic“ geht nicht. Dazu mag ich den weit ausgestellten Rock sehr gern. Unten rechts meine Version in blau-gelbem Sweat, genäht 2018:



Nun sollte der bunte Stoff aber ein Sommerkleid werden, und ich wollte zudem das superknallig Bunte des Stoffs ein bisschen absoften.
Als ich beim Stöbern den Schnitt „La Eslia“ von Schnittgeflüster fand, war klar: Dieser „verrutschte“ Bubikragen ist DAS Accessoire zum Aufpeppen. Leider kann ich den Schnitt nicht mehr verlinken, Schnittgeflüster hat im letzten Sommer ihre Tore geschlossen, und ich habe mir La Eslia kurz vor knapp im Ausverkauf geschnappt.
Streng genommen hätte ich gleich eine „echte“ La Eslia nähen können, aber ich bin mir nicht sicher, ob dieser ganz weite „Drehkleidschnitt“ mir stehen würde. Vermutlich wäre der Jersey auch zu schwer gewesen. True Classic war erprobt, und die Anpassung des Bubikragens war nicht schwierig.
Der Bubikragen
Den Kragen musste ich in seiner Kurve dem Halsausschnitt von True Classic anpassen, denn dieser ist etwas flacher, dafür etwas breiter. Genäht habe ich den Kragen ohne weitere Verstärkung aus weißem Bündchenjersey von Selfmade (ex Stoff&Stil). Der ist schön fest und lässt sich super verarbeiten:

Laut Anleitung wird der Kragen rechts auf links auf den vorderen Halsausschnitt genäht, nach außen umgeklappt und in der Schulternaht befestigt. Ich habe mir zusätzlich einen Beleg gebastelt. Nun ist die Naht ein bisschen wulstig geraten, aber mit Hilfe einer Untersteppnaht bleibt alles schön am Platz und sieht auch von innen schön aus. Dass es keinen hinteren Kragen gibt, finde ich übrigens noch mal extra besonders am Schnitt.
Für den hinteren Halsausschnitt habe ich mir ebenfalls einen Beleg gebaut, denn der Originalschnitt von True Classic hat ein durchgehendes Halsbündchen.
Patternhack Puffärmel

Auf dem Bild links ist neben dem „halben“ Kragen noch eine weitere Anpassung zu sehen:
Ich wollte ja ein Sommerkleid, und dieses braucht kurze Ärmel.
Nun hätte ich einfach die Ärmel aus dem Original kürzen können, aber ich dachte mir, dass etwas weitere, gepuffte Ärmel doch zu dem neckischen Bubikragen ganz niedlich aussehen könnten.
Eine kurze Recherche in meiner Allzweckwaffe „Schnittkonstruktionen in der Mode“ ergab, dass es gar nicht so schwer ist, eine herkömmliche Armkugel in einen Puffärmel umzuwandeln:
- Zuerst habe ich den vorhandenen Ärmelschnitt auf die gewünschte Länge gekürzt
- dann senkrecht zum Knips der oberen Mitte zerschnitten
- und die beiden Teile so weit auseinandergeschoben, bis die gewünschte Mehrweite erreicht ist
- dementsprechend habe ich den Stoff dann zugeschnitten.
Leider habe ich von diesem Schnitt mal wieder keine Fotos gemacht, aber hier bei Bernina ist das Prinzip erklärt. Tatsächlich war der fertige Ärmel dann doch etwas zu lang, ich habe ihn also noch etwas gekürzt. Die Kräuselung habe ich mit der bewährten 2-Faden-Methode bewältigt, in der ich nach wie vor keine Meisterin bin. Dennoch bin ich mit dem Ergebnis recht zufrieden. Unten habe ich den Ärmeln noch ein schmales weißes Bündchen spendiert, um Material und Farbe des Kragens noch einmal aufzugreifen.
Fertig: „True Eslia“ oder „La Classic“
Hier nun also das fertige Sommerkleid. Wie auf dem rechten Bild zu sehen, habe ich das Rückenteil nicht geteilt zugeschnitten: Es wäre doch zu schade gewesen, den Stoff zu zerteilen. Der Effekt, den der weiße Kragen in Kombination mit den weißen Ärmelbündchen schafft, gefällt mir total gut!


Dennoch befielen mich ein paar Zweifel: Ist das Kleid zu mädchenhaft und verspielt? Ist das Muster zusammen mti den Puffärmeln und dem Kragen „too much“?
Ich mag’s ja gerne bunter, aber hier war ich mir dann doch nicht mehr so sicher. Zumal wie oben erwähnt, petrol bisher in meiner Garderobe nicht auftauchte.
Da ich das Kleid in den letzten Sommertagen 2024 genäht habe, konnte ich es letztes Jahr nicht mehr auf seine Tragetauglichkeit prüfen.
Tragefotos
Das habe ich inzwischen nachgeholt. Und ich muss sagen: Ich lieb’s!
Es ist ein Kleid aus der Kategorie „Damit gehst du nicht verloren“. Es fällt auf durch seine Details. Dennoch fühle ich mich damit in freier Wildbahn nicht „too much“.
Beim Fotoshooting im wunderschönen Blumendschungel meiner Strickfreundin Claudia jedenfalls falle ich kaum auf:


Tatsächlich mag ich den Halsausschnitt super gerne: der flach gerundete weite Schnitt ist nicht freizügig, dennoch luftig, und erinnert ein kleines bisschen an die elegangen Schnitte der 1960er.


Der Jersey ist einer von der glatten Sorte, bei der man das Gefühl hat, die Oberfläche kühlt. und durch den weit schwingenden Rockschnitt ist das Kleid total luftig und trägt sich wirklich famos.
Tatsächlich hätte ich seitlich in der Taille noch etwas Weite wegnehmen können, wie man auf dem rechten Bild sieht: Auf Lendenwirbelhöhe ist doch etwas viel Luft. Andererseits ist das genau die „Hitzereserve“, die das Kleid so luftig macht. Ob ich da noch etwas ändere, muss ich noch überlegen.
An kühleren Tagen kann man das Kleid auch mit Jäckchen und Leggings oder Strumpfhose tragen, so dass es mich auch jetzt im Spätsommer noch ein bisschen begleiten kann.
Verlinkt zu Memade Mittwoch – Handmade Monday – Ein kleiner Blog – Creativsalat – Lieblingsstücke – Du für Dich am Donnerstag
Sehr hübsch dein neues Kleid. Im Sommer darf es gerne bunt sein! Gefällt mir gut der Stoff. Ich hätte allerdings tatsächlich zu der pinkfarbenen Variante gegriffen.
Gruß Marion