Ottobre Casual Friday als Kleid
Casual Friday, ein Tunika-Schnitt von Ottobre Design, mausert sich allmählich zu einem Lieblingsschnitt. Einem Allrounder, den ich inzwischen schon mehrfach leicht verändert immer wieder neu genäht habe. Sehr bequem, sehr vielseitig, sehr wandelbar und auch für festliche Anlässe geeignet, wie ich kürzlich ausprobiert habe.
Für die Hochzeit meines Bruders Anfang Mai gab es endlich mal wieder einen Anlass für ein Anlasskleid. Endlich kann man wieder feiern, und was gibt es Schöneres als eine Hochzeit?
Da muss natürlich auch das entsprechende Outfit her. Den passenden Stoff hatte ich schon gebunkert, bevor es die Einladung zur Hochzeit überhaupt gab: Ein wunderschöner japanischer Baumwollstoff mit prächtigen Pfauen und leichten Goldakzenten, erhältlich bei Frau Tulpe:
Den blauen „Schwesterstoff“, der auf dem Foto unten liegt, habe ich hier zu einer Tunika vernäht, auch basierend auf dem Schnitt Casual Friday, und damit auf seine Alltagstauglichkeit getestet. Der Stoff ist knitterarm, lässt sich prima vernähen, und auch gut waschen und bügeln (jeweils von links, damit das Gold länger hält).
Nun war die Stunde des roten Stoffs gekommen: Rot passt doch prima zu einer Hochzeit!
Ursprünglich hatte ich den Schnitt Kaia von Lillesol Woman im Visier, denn der V-Ausschnitt mit Hemdkragen gefällt mir daran so gut. Dann war ich aber zu faul, den kompletten Schnitt zu drucken und griff auf ein bewährtes Konzept zurück: Casual Friday als Basis mit verändertem Ausschnitt.
Casual Friday – eigentlich eine Tunikabluse
Genäht habe ich Casual Friday(Ottobre 2/2017) zum ersten Mal 2017. Wie auf der Skizze zu sehen, ist es eine Long-Bluse oder Tunika mit Knopfleiste, Stehkragen, 3/4-Ärmeln mit Manschetten und gerundetem Saum, der hinten etwas länger ist.
Diesem „Original“ sollten mehrere weitere Versionen folgen.
2018 entstand eine gekürzte Version als Bluse aus einer leichten Viskose. 2019 die erste „gehackte“ mit Tropfenausschnitt aus leichter Baumwolle und mit geschlitzten Ärmeln. Und 2022 dann mein bisheriges Meisterstück, die japanisch angehauchte Version, mit gepaspeltem Tropfenausschnitt, Stehkragen und Posamentenverschluss.
Meine Änderungen an Casual Friday
Alle trage ich nach wie vor sehr gerne, insbesondere die Tunika aus 2019 und das Original machen sich an warmen Tagen einfach famos.
Wie gesagt, gefiel mir von Lillesols Kaia der Kragen und Ausschnitt so gut. Da ich bei den beiden letzten Versionen ja schon gute Erfahrungen im Abändern des Ausschnitts gesammelt hatte und außerdem sicher war, dass der Rest des Schnitts mir gut passt, machte ich mich ans Werk:
Von Kaia druckte ich nur die relevanten Schnittteile: Kragen, Kragensteg, vorderer und hinterer Ausschnitt und die Belege dazu. Die Kurven der Ausschnitte habe ich beim auf den Originalschnitt gelegt und so gleich angepasst zugeschnitten. Tatsächlich fallen beide etwas enger aus als im Original, wohl, weil der Kaia-Kragen nicht geknöpft werden muss.
Die Länge des Originalschnitts habe ich um etwa 20 cm verlängert, um Kleiderlänge zu erreichen.
Es folgte ein relativ entspanntes Näherlebnis. Einzig am Kragen musste ich noch etwas nacharbeiten, denn der Kragensteg war rechts und links vorne etwas zu kurz und der Schlitz konnte für meinen Geschmack etwas tiefer sein. Also habe ich die Ausschnittlinie etwas angepasst – und voilá: Ein perfekter Kragen!
Auch die Manschetten muss ich besonders hervorheben. Nicht nur habe ich die passenden Knöpfe aufgetrieben. Sondern bei meinem letzten Projekt, dem Josephine-Kleid, habe ich eine echt gute Anleitung für Ärmelschlitz und Manschetten gelernt. Diese habe ich hier angewendet und bin mit dem Resultat sehr zufrieden:
Dem Kleid wurden noch zwei Taschen spendiert – Kleidungsstücke ohne Taschen lassen mich manchmal etwas hilflos zurück. Manchmal will man einfach seine Hände verstauen, oder auch nur eine Schlüsselkarte, und ich bin nicht so gut organisiert, dass ich immer und jederzeit ein Täschchen bei mir trage.
So war mein Hochzeitsgastkleid dann mit recht wenig Aufwand tragebereit:
Bei einem weiten Schnitt wie diesem hatte das Kleid in der neuen Länge doch etwas sehr Zeltartiges – so nähte ich aus den letzten Resten des kostbaren Stoffs noch einen Bindegürtel für den letzten Feinschliff. Auf den Geschmack mit dem Gürtel hat mich ebenfalls Josephine gebracht.
Tragebilder
Und na klar, es gibt natürlich Tragefotos.
Ein echtes Wohlfühlkleid, das sich vielseitig stylen lässt. Ich hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass es Anfang Mai in der Stuttgarter Gegend SO warm sein würde. Wir kamen aus dem Norden bei 14°C in fast tropische über 20°: Das passende Unterkleid, Strumpfhosen und passende Lederjacke konnten im Koffer bleiben. Meine roten Turnschuhe allerdings haben mir an dem Tag so richtig gute Dienste geleistet, und einmal mehr freue ich mich, dass seit Corona bequeme Schuhe auch bei größeren Anlässen salonfähig sind!
Ganz besonders freue ich mich aber über das entspannte Nähen. Bis auf die kleine Tüftelei am Kragen gab es einfach gar nichts zu meckern. Die Stoffqualität hat daran eindeutig ihren Anteil. Und so bin ich einfach rundum zufrieden mit dem neuen Kleid in meiner Garderobe!
Beim MeMadeMittwoch gibt es sicher schon sehr viel Frühlings- und Sommerinspiration zu sehen. Mein nächstes Projekt wird gerade zugeschnitten, damit ich am Samstag beim Hamburger Nähtreff durchstarten kann – das zeige ich dann hoffentlich beim nächsten Mal an dieser Stelle!
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