Buchrezension: Fünf Schafe von Shiona Rizza

Ende Dezember ist es endlich erschienen: Das neue Buch „Fünf Schafe“ von Shiona Rizza .

Darin enthalten: 17 Anleitungen für Pullover, Hosen, Röcke und Accessoires, alles aus den tollen Garnen von Mährlewolle.

Als Mitglied im Modelstrickerinnenteam von „Frau Mährle“, Dagmar, bekam ich die Anfrage, auch für das Buch ein Modell zu stricken, und als „Belohnung“ dafür bekam ich dieses Rezensionsexemplar.

Fünf Schafe – ein Buch mit 17 Anleitungen

„Fünf Schafe? Was soll das denn bedeuten?“ Diese Frage taucht vielleicht auf angesichts des Buchtitels. Das ist ganz einfach erklärt: Im Buch werden die Garne aus den fünf Woll-Linien von Mährlewolle verwendet und zu bunten Strickteilen verwandelt.

Ein paar Worte zu den Garnen

Die Garne von Mährle stammen aus traditioneller Schafhaltung. Z. B. aus Wanderschäferherden in Brandenburg, auf der Schwäbischen Alb oder von der Rhön, und von Schafherden auf Föhr und der deutschen Nordseeküste. Dagmars Anliegen ist, deutsche Wolle von ihrem Ruf als kratzig, struppig und zum Handstricken nicht geeignet zu befreien. Mit ihren bisherigen Linien hat sie da meiner Meinung nach voll ins Schwarze getroffen. Die Garne sind zwar robust und haben tüchtig Stand, aber sie lassen sich prima verstricken zu klassischen Islandpullovern und vielem mehr. Vier der fünf Garne habe ich bisher ausprobieren dürfen. Besonders spannend finde ich, dass sie so unterschiedlich sind: Sie stammen natürlich von Schafen verschiedener Rassen, aber auch aus verschiedenen Lebensräumen. Und das spiegelt sich im Garn wider: Das Deichschaf (hier zu dem Zopfpullover Benthe verstrickt) ist sehr rustikal, Das Hautpstadtschaf (obwohl vom „schwarzköpfigen Fleischschaf“ gewonnen) dagegen ist angenehm weich, und das Albschaf hat eine weiche, wattige Struktur. Faszinierend!

Alle fünf verschiednen Garne werden im allgemeinen Teil des Buchs kurz vorgestellt. Anfassen ersetzt so ein Text natürlich nicht. Man gewinnt aber doch einen Überblick über die Besonderheiten der Garne und die Botschaft hinter Mährlewolle.

Wie ist das Buch aufgebaut?

Es gibt zunächst einen etwas längeren allgemeinen Teil, der viele nützliche Informationen liefert. Zum Beispiel über die Konstruktion der Modelle im Buch, und über das benötigte Handwerkszeug:

Einen größeren Teil nimmt der Teil zur Farbwahl ein: Bei mehrfarbigen Strickstücken spielen Kontraste eine große Rolle. Es gibt den Geheimtipp, die Knäuel in den gewünschten Farben nebeinander zu legen und schwarzweiß zu fotografieren. So stellt sich heraus, ob die Kontraste stark genug sind und jede Farbe im fertigen Strickstück gut herauskommt. Diesen Service nimmt das Buch uns ab, denn alle Garne sind mit ihrer kompletten Farbpalette farbig und S/W abgebildet.

Was mir auch sehr gefällt, sind die QR-Codes, die überall im Buch auftauchen und zu Video-Tutorials führen. Die Techniken zum mehrfarbigen Stricken, Fäden vernähen, Strickzeichen lesen, und zu vielen Grundtechniken sind so platzsparend zugänglich und auch für Anfänger*innen leicht nachvollziehbar. In dieser Ausführlichkeit habe ich digitale Inhalte in einem gedruckten Buch noch nie gesehen: Kompliment an den Verlag!

Zu jedem Modell gibt es natürlich eine generelle Information zu dem verwendeten Garnmengen je Farbe, den benötigten Nadeln sowie eine Maßzeichnung. Die Angaben sind dabei schön kurz und knapp gehalten, was der Übersichtlichkeit dient:

Fünf Schafe: Die Modelle

Shionas „Hauptgeschäft“ als Strickdesignerin sind Islandpullover. Darüber hat sie auch ihr erstes Buch geschrieben, das ich in diesem Beitrag vorgestellt habe. Von den 17 im Buch enthaltenen Anleitungen sind daher sieben Oberteile: Pullover, Tuniken, ein Poncho und ein Hoodie sind auch dabei.

Besonders gefällt mir die Farbenfreude, mit der die Modelle gestaltet sind. Islandpullover (und generell skandinavische Designs) sind häufig in Naturfarben gehalten. Shionas Modelle sind schön bunt, wie z. b. die Kollektion aus dem Hauptstadtschaf:

Mit dabei ist auch die Tunika Insa. Diese ist ganz besonders, denn mit diesem Design hat Shiona den German Design Award 2023 in der Kategorie Lifestyle / Fashion erhalten. Was für ein Erfolg inmitten all der Möbel- und Living-Designer! Stricken ist damit hoffentlich endlich raus aus der verstaubten Ecke. Im Buch gibt es das Modell in verschiedenen Versionen, darunter auch zwei Ton-in-Ton:

Fünf Schafe: Mein Modellstrick

Wie bereits erwähnt, durfte ich zu den Modellen im Buch beitragen. Vergangenen Juni, als es gerade so richtig schön warm hierzulande war, strickte ich das Modell Rocket aus dem Rhönschaf: Ein klassischer Islandpullover mit Einstrickmuster in der Passe, sonst einfarbig. Bei der Wärme war das Projekt eine Herausforderung! Hier ist es im Buch zu sehen:

Wir hatten im Rahmen des Modellstricks eine WhatsApp-Gruppe, und es war so spannend zu sehen, wie unterschiedlich die verschiedenen Modelle in den verschiedenen Farbkombins ausfielen. Wir hatten jedenfalls alle unseren Spaß!

Fünf Schafe: Meine Lieblingsmodelle

Abseits vom Modellstrick habe ich allerdings keine weiteren Modelle zu sehen bekommen. So war ich gespannt wie ein Flitzbogen, um endlich das fertige Buch in Händen zu halten und schmökern zu können. Und was soll ich sagen: Die Modellauswahl begeistert mich.

Häufig ist es ja bei Strickbüchern (und auch -magazinen) so, dass ein, vielleicht zwei Modelle so schön sind, dass man sie nachstricken möchte. In diesem Buch hier habe ich gleich mehrere Favoriten. Neben der bereits oben gezeigten Tunika Insa ist es Deike aus dem Inselschaf:

Diese floralen, zierlichen Ranken aus dem eher groben Garn und diese knalligen Farben finde ich einfach eine Traumkombination! Noch bin ich ja auf Wolldiät, aber dieses Projekt ist fest auf meiner Strickliste. Ob es die lange oder die kurze Version wird, mal sehen. Vielleicht auch eher aus dem Hauptstadtschaf, das ist mein Lieblingsgarn von Mährle.

Richtig witzig finde ich auch diese Pullover aus der Serie „Das wilde Schaf“:

Hierbei handelt es sich quasi um einen Baukasten aus Bündchenvariante, Körper- und Ärmelmuster und Passe. Sehr abgefahren und witzig – und auf keinen Fall altbacken!

Ganz hinten im Buch gibt es abschließend noch Hinweise zu einem weiteren Baukasten: Je nach Maschenzahl in der Passe lassen sich die Bündchen und Kragenversionen der einzelnen Modelle untereinander austauschen, so dass man sich abseits der Originalanleitung sein eigenes Design zusammenbauen kann. Sehr coole Idee, finde ich!

Fünf Schafe von Shiona Rizza: Fazit

Mir gefällt das Buch sehr gut. Es ist modern aufgemacht (ich erwähne hier noch einmal die QR-Codes, was renommierte Verlage wie EMF bisher noch nicht hinbekommen haben), modern und schön fotografiert, und auch die Modelle sind modern und auf verschiedene Geschmäcker ausgerichtet.

Darüber hinaus zeigt es, was man aus Wolle so alles stricken kann. Schon mal eine Uhr oder einen Tannenbaum gestrickt? – Eben!

Natürlich gefällt nicht jedes Modell jedem. Das Buch bildet aber eine große Bandbreite ab und hat ganz ausgeflippte und auch klassische Designs mit sorgsam ausgewählten Farbkombinationen in petto.

Der allgemeine Teil ist sehr umfänglich und liefert viele Tipps, was insbesondere bei Neulingen im Bereich des mehrfarbigen Strickens helfen wird, ihr Projekt zu vollenden. Mich persönlich freut fast am allermeisten, dass „Fünf Schafe“ ein ganz tolles Aushängeschild für lokale Wolle aus Deutschland ist. Für die Mährle-Garne (und auch für einige andere deutscher Herkunft) kann ich nur sagen: Versucht es mal und lasst euch überzeugen von der Struktur und Haptik! Es muss nicht immer australische Merino sein.

Steckbrief

„Fünf Schafe by Shiona“ von Shiona Rizza

Verlag: Igelsburgverlag

Seitenzahl: 148

Preis: 29,95 € (in D)

ISBN: 978-941 933798– erhältlich direkt beim Verlag – oder in der Buchhandlung Deines Vertrauens! 

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